Zwei Jahre in Australien

Work & Travel Down Under

weltweiser · Work & Travel · Australien · Auslandsjahr
  • GESCHRIEBEN VON: KRISTINA ROTHEN
  • LAND: AUSTRALIEN
  • AUFENTHALTSDAUER: 2 JAHRE
  • PROGRAMM: WORK & TRAVEL
  • ERSCHIENEN IN: (NIX FÜR) STUBENHOCKER.
    DIE ZEITUNG FÜR AUSLANDSAUFENTHALTE,
    NR. 2 / 2012, S. 61-62

Hallo, liebe Stubenhocker-Leserinnen und -Leser. Mein Name ist Kristina, ich bin 24 Jahre alt, wohne in Düsseldorf und habe vor ein paar Monaten eine Ausbildung als Garten- und Landschaftsbauerin angefangen. Mir wurde die Möglichkeit gegeben, euch von meinen Erfahrungen und Erlebnissen meines zweijährigen Australienaufenthalts zu berichten.

Ich fange einmal damit an, dass ich mit 21 mein Abitur bestanden habe. Nachdem ich mein Abitur in der Tasche hatte, hieß es: „Was jetzt“? Ich wollte weg und das am besten so schnell wie möglich. Den Drang, ins Ausland zu gehen, hatte ich laut meinen Eltern schon, seitdem ich elf Jahre alt war. Aber wohin? Wie ich wusste, lebt die Tochter des Lebensgefährten meiner Mutter in Australien. Sie hatte ebenfalls vorgehabt, ein Jahr Work & Travel zu machen, lernte aber in der ersten Woche ihres Aufenthalts ihren jetzigen Mann kennen und wohnt nun schon seit sieben Jahren glücklich am anderen Ende der Welt. Obwohl ich ursprünglich von Kanada geträumt hatte, freundete ich mich immer mehr mit dem Gedanken an, nach Australien zu gehen. Als ich meine letzte Abi-Klausur geschrieben hatte und vor der Schule stand, kam eine meiner Klassenkameradinnen auf mich zu und fragte, was ich denn jetzt eigentlich vorhätte. Ich sagte: „Ich fliege nach Australien, Lust mitzukommen?“ Sie sagte Ja, und ab da war die Sache klar: Wir würden zu zweit fliegen.

Die Frage war jetzt, wie das Ganze finanzieren? Ich suchte mir einen Job und arbeitete ein ganzes Jahr, um einen möglichst einfachen Start am anderen Ende der Welt zu haben. Das Jahr schien sich hinzuziehen wie Kleber. Es wollte einfach nicht umgehen, obwohl uns unsere Jobs gut beschäftigt hielten. Mitte des Jahres buchten wir unsere Flugtickets, was das bevorstehende Abenteuer dann doch etwas greifbarer machte. Wir beantragten unser Visum und sammelten im Internet viele Informationen, was nützlich war, aber ich muss gestehen, das Meiste erfährt und lernt man letztlich vor Ort. Außerdem glaube ich, dass es viel mehr Spaß macht, nicht immer alles bis ins kleinste Detail durchgeplant zu haben. Nun ja, die drei wichtigsten Sachen hatten wir nun: die Tickets, das Visum und ein kleines Startkapital. Beruhigend war es zudem, vor Ort jemanden zu kennen und somit eine Anlaufstelle zu haben.

Neues Schloss in Stuttgart
20. April
Stuttgart
Eschbach Gymnasium
10 bis 16 Uhr
junger Mann sitzt an Holztisch und tippt auf Laptop
21. April
Online
Wherever you are
17 bis 19 Uhr
junger Mann sitzt an Holztisch und tippt auf Laptop
25. April
Online
Wherever you are
18 bis 20 Uhr
Großer Wannsee in Berlin
27. April
Berlin
Dreilinden-Gymnasium
10 bis 16 Uhr

Nach langem Warten war dann der Tag X doch endlich da. Rucksack gepackt und ab ins Flugzeug. Nach einem Wochenendaufenthalt in Bangkok landeten wir in Melbourne und die ersten paar Tage in Australien waren einfach nur beeindruckend und wunderschön. Die Menschen sind so unglaublich freundlich und hilfsbereit. Schon von Deutschland aus hatten wir für die ersten Tage ein Hostel gebucht. Ein Taxi brachte uns vom Flughafen dorthin. Alles lief entspannt und wie geplant. Nach ein paar Tagen in Melbourne fuhren wir meine Stiefschwester im circa 150km entfernten Shepparton besuchen. Aufenthaltszeit ungewiss. Wir hatten ja noch kein Auto und keine genaue Vorstellung, wohin wir wollten oder was wir machen wollten. Letztlich verbrachten wir doch einige Zeit in Shepparton und ergatterten, über den Mann meiner Stiefschwester, auch unseren ersten Job als Traubenpflücker. Nach einigen Wochen kribbelten uns jedoch gewaltig die Füße.

„Was ich jedem empfehle, der sich in Victoria ein Auto kaufen möchte, ist, dem Pendant des deutschen ADAC beizutreten“

Wir brauchten ein Auto, um endlich dieses wunderschöne Land und seine wundervollen Einwohner kennenzulernen. Also setzten wir uns an den Computer und suchten und suchten und suchten. Da uns nur ein begrenztes Budget zur Verfügung stand, war die Auswahl eher spärlich. Als wir endlich einen Wagen entdeckten, setzten wir uns in den Zug zurück nach Melbourne, um es beim Händler zu bezahlen und abzuholen. Was ich jedem empfehle, der sich in Victoria ein Auto kaufen möchte, ist, dem Pendant des deutschen ADAC beizutreten. Er heißt dort Royal Automobile Club of Victoria, kurz RACV. Vor dem Autokauf kommt ein Mitarbeiter des RACV vorbei und prüft das Auto kostenlos auf eventuelle Schäden. Diese werden nämlich gern mal nicht erwähnt, insbesondere wenn man sein Auto an Rucksack-Touristen verkaufen kann. Als wir unser Auto endlich in Shepparton hatten, machten wir uns daran, den Innenraum auszumessen und im Baumarkt Holz für ein Bett zu kaufen. Sobald unser Bett fest verschraubt war, konnte es losgehen. Zwischenzeitlich hatten wir uns eine einigermaßen feste Route ausgesucht: von Victoria nach Western Australia. Und dann mal schauen.

„Wir fuhren durch die Nationalparks, schliefen im Auto und genossen Land und Leute“

In der Hoffnung, spontan etwas zu finden, hatten wir uns bis dato um Jobs noch nicht weiter gekümmert. Nur Mut euch zukünftigen Work & Travel-Reisenden: Das mit der Jobsuche klappt tatsächlich! Man trifft immer irgendjemanden, der jemanden kennt, der noch Arbeiter sucht. Wir hatten erneut Glück, denn eine Bekannte meiner Mitreisenden lebt nahe Perth in Western Australia. Sie bot uns an, bei ihr zu wohnen, wenn wir ihr beim Aufbau ihrer geplanten Outdoor Paintball-Anlage helfen würden. Wir mussten also lediglich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein. Bis dahin hieß es: reisen. Wir fuhren von Nationalpark zu Nationalpark, schliefen im Auto und genossen Land und Leute. Nachdem wir das endlose Autofahren, was uns einfach nur Spaß gemacht hatte, hinter uns gelassen hatten und in unserem neuen Zuhause angekommen waren, hieß es wieder: arbeiten. Wir mussten Bäume fällen, Steine schleppen und uns körperlich ins Zeug legen. Es war der Wahnsinn.

„Wir pflegten größtenteils nur „aboriginal people“ und hörten so viele spannende Geschichten“

Während unserer Fahrt von Victoria nach Western Australia hatten wir zwei Australier kennengelernt. Ihnen hatten wir das Reisen so schmackhaft gemacht, dass sie uns in ihrem eigenen Auto auf unserer weiteren Tour begleiteten, nachdem wir mit unserer Arbeit an der Paintball-Anlage fertig waren. Das war natürlich super, denn zwei Einheimische dabeizuhaben, erleichterte viele Dinge unglaublich. Von Western Australia aus fuhren wir an der Küste entlang Richtung Norden. Auf unserer Fahrt sahen wir die wunderschönsten Orte und lebten für etwa einen Monat sogar weit ab vom Schuss am Strand, das heißt 30km von der nächsten kleinen Stadt entfernt. Kleinere Autopannen behoben wir einfach selbst. Als wir nach Broome kamen, das etwa 2.200km von Perth entfernt liegt, war es Zeit für uns, wieder zu arbeiten. Wir gingen in die nächstgelegene Arbeitsagentur und ließen uns vermitteln. Der eine Freund bekam einen Job als Truckfahrer, der andere als Schreiner und wir beiden Mädels als Altenpflegerinnen; jawohl, ohne ausgebildet zu sein. Dies ist allerdings nur in Western Australia möglich. Ich liebte diesen Job. Wir pflegten größtenteils nur „aboriginal people“ und hörten so viele spannende Geschichten. Die Bezahlung war auch gut. Wir lebten in einem Caravan-Park, wo man uns preislich entgegenkam, weil wir fast zwei Monate dort waren. Wenn man plant, irgendwo für längere Zeit zu bleiben, sollte man einfach immer nach Ermäßigungen fragen. Auf diesem Campingplatz schlugen wir unser Camp auf und machten es uns unglaublich wohnlich. Beim Einschlafen konnten wir das Meer rauschen hören: Es war fantastisch.

Bald waren schon zehn Monate unseres Work & Travel-Jahres um, und wir mussten uns überlegen, was wir noch tun und wo wir noch hinreisen wollten. Meine Mitreisende und ich kamen zu dem Entschluss, dass es das Beste sei, sich zu trennen. Sie wollte in kurzer Zeit sehr viel sehen und ich wollte mir eher Zeit lassen. Zusammen mit einem unserer beiden australischen Freunde verließ sie Broome. Unser anderer Freund flog nach Hause nach Victoria, um sein Auto hochzufahren. In der Zwischenzeit verkaufte ich unser Auto. Als mein Bekannter wieder zurück war, fuhren wir zu zweit weiter nach Darwin. Dort wohnten wir bei einem seiner Bekannten. Die Zeit meiner Abreise rückte immer näher. Mir wurde schwer ums Herz, und mir wurde bewusst, dass ich einfach noch nicht nach Hause konnte. Durch Central Australia reisten wir zurück Richtung Melbourne, nicht ohne am Uluru gehalten zu haben natürlich. Unsere zwei Freunde wohnen im circa 300km von Melbourne entfernten Grampians-Nationalpark. Dort gibt es einen Ort, der Halls Gap heißt und etwa 350 Einwohner hat. Da hatten wir die beiden auch kennengelernt. Halls Gap war nun mein Ziel, und ich plante, dort meinen letzten Monat in Australien zu verbringen.

Meine Mitreisende und ich telefonierten zwei Wochen vor unserer geplanten Abreise miteinander und entschlossen uns spontan dazu, noch ein zweites Jahr zu bleiben. Online bewarben wir uns für das zweite Visum und innerhalb von nur einer Stunde erhielten wir die Zusage. Wir waren überglücklich. Nun hieß es natürlich: „Wie geht es weiter?“ Ich wohnte zu der Zeit bei meinem australischen Bekannten und hatte kein Auto, kein Geld und keinen Job. Also lief ich durch Halls Gap und stellte mich einfach überall mündlich vor. Nach zwei Tagen hatte ich eine Stelle als „groundskeeper“ und „cleaner“ in einem Caravan-Park. Dort lernte ich auch meine zukünftige Mitbewohnerin und jetzige beste Freundin Mallory kennen. Sie ist 23 und Australierin, und sie stammt aus dem Nachbarort namens Stawell. Während der Arbeit redeten wir ununterbrochen und wie sich herausstellte, suchte sie eine Mitbewohnerin für das Zweithaus ihrer Eltern, in dem sie selbst lebte.

„Es ist das Land meiner Träume“

Zwei Tage später zog ich ein. Es war einfach eine Fügung des Schicksals. Ich sparte dann circa zwei Monate lang und kaufte mir wieder ein Auto, um erneut auf Reisen zu gehen. Doch die Gegend und das Haus wurden schnell zu meinem Zuhause. Ich machte neue Bekanntschaften, arbeitete in der Glaserei der Eltern meiner Mitbewohnerin und fühlte mich rundum wohl. Ich wollte gar nicht mehr reisen. Ich hatte mein Ziel erreicht. Ich liebte es, nur unter Australiern zu leben. Ich finde, es ist der beste Weg, ein Land kennenzulernen.

Während meines zweiten Aufenthaltsjahrs lebte ich also nur an einem Ort und ganz unter Australiern, und ich beschloss, auszuwandern. Ich unterhielt mich mit einer Immigrationsbeauftragten und schnell wurde klar, dass ich, um eingebürgert werden und ein Arbeitsvisum bekommen zu können, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium brauchte. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich gewesen, zu heiraten, aber diese Option fiel für mich sofort weg. Nach langem Hin- und Herüberlegen beschloss ich, für zwei Jahre nach Deutschland zurückzukehren, um eine Ausbildung zu absolvieren. Ich entschied mich für einen Job, bei dem ich den ganzen Tag draußen sein kann und körperlich herausgefordert werde. Abgesehen davon werden Galabauer in Australien, gerade in ländlichen Gebieten, immer mehr gesucht. Um nach Australien auswandern zu können, muss ich von einem Arbeitgeber gesponsert werden. Zum Glück boten mir dies meine ehemaligen Arbeitgeber im Caravan-Park sofort an. Seitdem ich zurück in Deutschland bin, war ich auch schon wieder in Australien, um meine Freunde zu besuchen. Es ist das Land meiner Träume, und ich vermisse Australien und meine Freunde zu sehr, als dass ich für zwei Jahre in Abstinenz leben könnte.

„Falls ihr euch zu einem Aufenthalt in Australien entschließt, trefft ihr damit die beste Entscheidung eures Lebens“

Meine Tipps an euch: Stellt sicher, dass ihr eine Unterkunft oder Anlaufstelle habt, wenn ihr ankommt, und nehmt ein kleines Startkapital mit – alles andere wird sich fügen. Seid mutig und selbstbewusst genug, auch mal um Hilfe zu bitten, und ihr werdet in der Regel zu hören bekommen „no worries“ – „klar helfen wir euch“. Selbst wenn euer Englisch nicht 100%ig sein sollte, macht euch keine Sorgen: Australier sind weltoffen und man verständigt sich immer irgendwie, und sei es mit Händen und Füßen. Man gewöhnt sich wie bei allen Sprachen sehr schnell an Dialekte und ich empfehle euch, nicht nur mit anderen Backpackern Gespräche zu suchen. Versucht, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Man weiß nie, was dabei herauskommt: sei es ein Job, oder einfach nur ein Freund fürs Leben. Mein Highlight der zwei Jahre waren eigentlich die ganzen zwei Jahre. Die Mentalität, der Horizont, das Land, die Leute, die Luft, die Lebenseinstellung. Alles ist einfach nur zum Verlieben. Die Menschen arbeiten noch, um zu leben, und nicht umgekehrt. Abschließend möchte ich euch gern noch sagen: Falls ihr euch zu einem Aufenthalt in Australien entschließt, trefft ihr damit die beste Entscheidung eures Lebens. Wenn ihr die richtige Einstellung zum Reisen und Leben mitbringt, dann nichts wie los. Ich weiß, es ist nicht einfach, entspannt zu bleiben, wenn man so eine Reise vor sich hat. Klar ist man nervös. Aber habt immer im Kopf, wie wunderschön und aufregend es sein wird. Also, nicht lange überlegen, nicht zu viel planen – Koffer packen und auf geht es ins Abenteuer. Ich hoffe, ich konnte euch etwas die Anspannung und Nervosität nehmen. Liebe Grüße und viel Spaß beim Reisen!

Kristina Rothen, 24, lebt in Düsseldorf und macht dort eine Ausbildung zur Galabauerin, also im Bereich Garten- und Landschaftsbau.

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