Sprachkurs ohne Leistungsdruck

Sommerferien in Oxford

weltweiser · Sprachkurs · England
  • GESCHRIEBEN VON: NADINE REIZ
  • LAND: ENGLAND
  • AUFENTHALTSDAUER: 3 WOCHEN
  • PROGRAMM: SPRACHREISE
  • ERSCHIENEN IN: (NIX FÜR) STUBENHOCKER.
    DIE ZEITUNG FÜR AUSLANDSAUFENTHALTE,
    NR. 3 / 2013, S. 34-35

In den Sommerferien nach Abschluss der 10. Klasse nahm ich an einer dreiwöchigen Sprachreise nach Oxford, England, teil. Zuerst wollte ich den Sprachkurs zusammen mit einer Freundin machen. Da wir uns jedoch nicht einigen konnten, wo die Reise hingehen sollte, beschloss ich, allein nach Oxford zu fahren, um dort einen Sprachkurs zu absolvieren.

Als ich ein halbes Jahr vor Abreise buchte, schien es mir noch ewig bis dahin und ich freute mich schon sehr. Als ich nach und nach den Kursleiterbrief, die Flugdaten und die Adresse der Gastfamilie erhielt, stieg die Aufregung immer mehr. Dann kam der Tag, an dem es losgehen sollte, und ich musste mich von meinen Freunden und meiner Familie verabschieden. Es war meine erste Reise ganz allein – ohne Freunde und Familie, ohne dass ich vorher jemanden kannte, der mitfuhr. Deshalb fiel es mir sehr schwer, mich von allen zu verabschieden. Am Flughafen München traf ich auf meine Reisegruppe und unseren Begleiter. Die Gruppe bestand aus den verschiedensten Leuten, die ihre Sprachkurs entweder in London oder in Oxford verbringen wollten. Allen ging es ähnlich wie mir: Sie kannten niemanden und hofften, jemanden zu finden, mit dem sie sich gut verstanden. Bereits beim Warten am Flughafen traf ich zwei Schülerinnen, die ebenfalls nach Oxford fuhren und mit denen ich mich schnell anfreundete.

In London angekommen, übergab uns der Reisebegleiter an unsere Kursleiter, die während der folgenden drei Wochen die Kurse in Oxford und London betreuen würden. Da die jeweiligen Gruppen mit Bussen weiterfuhren, mussten wir auf Flüge von anderen Flughäfen in Deutschland warten. So hielten wir uns noch einige Stunden am Flughafen auf, bis die Letzten zur Gruppe dazugestoßen waren, und lernten uns in der Zeit schon gut kennen. Unsere Busfahrt nach Oxford dauerte ungefähr eine Stunde und endete am Kassam Stadium, wo wir auf unsere Gasteltern warteten und den Stadtplan von Oxford studierten. Als die ersten von ihren Gasteltern und von Taxis, die manche von uns zu ihrer Familie brachten, abgeholt wurden, stieg die Anspannung und es gab nur noch ein Thema: Wie ist die Gastfamilie? Bald traf auch meine Gastmutter ein. Da man immer mindestens zu zweit in einer Familie ist, lernte ich nun meine „deutsche Gastschwester“ kennen. Wir fuhren also zu dritt zum Haus meiner Gastfamilie – ohne dass einer den anderen kannte. Die Situation im Auto war sehr komisch. Zuerst sagte niemand etwas, dann fragte unsere Gastmutter uns, wie die Reise war, wo wir herkamen, wie alt wir sind und wer von uns beiden eigentlich wer ist.

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Als wir am Haus ankamen, fühlte ich mich schon besser. Wir trugen unsere Koffer die schmale Treppe hoch und unsere Gastmutter Maxine zeigte uns unser Zimmer. Es war nicht sonderlich groß; es hatten nur ein Hochbett mit Nachttisch und eine Kommode Platz. Auf der Kommode entdeckten wir allerdings einen Fernseher und einen Laptop mit Internetverbindung, den sie extra für ihre Gastschüler aufgehoben hatte, und auf dem Nachttisch standen eine Schale mit frischem Obst und zwei Gläser. Wir packten unsere Koffer aus, beziehungsweise unter das Hochbett, damit wir ein bisschen mehr Platz hatten, und unsere Gastmutter machte Pizza zum Abendessen. Sie fragte uns, was wir in unsere Lunchpakete haben wollten, da sie morgens nicht da sei, weil sie arbeiten müsse, und sie uns deshalb die Pakete auf den Esstisch legen würde.

„In der Sprachschule schrieben wir einen Einstufungstest“

Am nächsten Morgen lernten Jocelyn, meine „deutsche Gastschwester“, und ich unsere englische Gastschwester und deren Freund kennen. Die beiden brachten uns zum Kassam Stadium zurück, wo wir uns mit dem deutschen Kursleiter, der uns am Vortag am Flughafen in London in Empfang genommen hatte, und unserem „Activity Leader“ trafen. Dort kauften wir unsere Busfahrkarten für die drei Wochen unseres Aufenthalts und machten eine Vorstellungsrunde. Anschließend fuhren wir in die Innenstadt, wo unser „Activity Leader“ uns den Platz zeigte, der unser Treffpunkt werden sollte, wenn wir uns nicht in der Sprachschule trafen. Dann zeigte er uns noch, wo die diversen Buslinien abfuhren. Zudem hatten wir Gelegenheit, verschiedene Sachen wie Adapter für die Steckdose, Souvenirs und Lebensmittel zu kaufen. In der Sprachschule schrieben wir einen Einstufungstest, der half, uns in Lerngruppen einzuteilen. Anschließend bekamen wir unseren Stundenplan bzw. „Drei-Wochen-Plan“ ausgehändigt. Danach hatten wir Freizeit und ich fuhr „nach Hause“, wo meine Gastmutter schon auf mich wartete. Sie erkundigte sich, wie mein Tag verlaufen war und wann ich wieder los müsse. Sogleich fing sie an zu kochen, damit ich essen konnte, bevor ich wieder in die Stadt fuhr. Dort fand an diesem Abend eine Art Schnitzeljagd statt, damit wir die Stadt besser kennenlernten. An anderen Abenden hatten wir übrigens die Möglichkeit, in die Disco zu gehen, eine große Party zu besuchen oder einen Kinofilm zu schauen. Die Teilnahme an diesen Aktivitäten war nicht verpflichtend, sodass wir auch „zu Hause“ bleiben oder uns mit Freunden treffen konnten, wenn wir wollten. Alle, die unter 18 Jahre alt waren, mussten um 22 Uhr bei ihrer Gastfamilie sein.

„An den Wochenenden ging es nach London, Bath und Brighton“

Am nächsten Morgen trafen wir uns um 9 Uhr zum Unterricht. Wir bekamen unser „Workbook“ und andere Arbeitsmaterialien, die wir in den drei Wochen entweder mit unserem deutschen Kursleiter oder mit einem englischen Lehrer bearbeiteten. Im Unterricht mit unserem englischen Lehrer arbeiteten wir an einem Video-Projekt. Unter der Woche fand der Unterricht abwechselnd entweder um 9 Uhr oder nachmittags ab circa 15 Uhr statt. Wenn der Sprachkurs in der Früh stattfand, unternahmen wir nachmittags Ausflüge oder hatten Freizeit; wenn wir nachmittags Unterricht hatten, machten wir morgens zum Beispiel Sightseeing in Oxford oder besuchten Museen. An den Wochenenden ging es nach London, Bath und Brighton. In Bath, das für seine Thermalquellen und römischen Badeanlagen bekannt ist, nahmen wir an einem Stadtrundgang teil. In Brighton, dem größten Seebad Englands, schauten wir uns den Royal Pavillon an und hatten danach Zeit, um in der Stadt shoppen oder an den Strand zu gehen. Nach London fuhren wir zweimal. Beim ersten Mal waren wir dort, um Sightseeing zu machen, beim zweiten Mal hatten wir Gelegenheit zum Shoppen. Am letzten „Schultag“ der drei Wochen legten wir einen Englischsprachtest ab, dessen Ergebnis uns im Rahmen einer kleinen Abschlussfeier übergeben wurde. Am Sonntag vor unserer Abreise hatten wir frei, um Souvenirs zu kaufen, den Tag mit der Gastfamilie zu verbringen und unsere Koffer zu packen.

„Meine Gastmutter war wirklich interessiert daran, uns kennenzulernen“

Unterricht in den Ferien klingt nicht so prickelnd, aber der Unterricht auf meiner Sprachreise war alles andere als langweilig. Er wurde viel lockerer gestaltet als in der Schule. Es gab keinen Leistungsdruck und keinen bestimmten Lernstoff, der mit aller Gewalt durchgebracht werden musste. Diese Tatsache entspannte die Sache sehr. Im Unterricht machten wir fast alles in Gruppenarbeit und durften sogar essen und trinken. Noch mehr als der Sprachkurs halfen allerdings das Leben in meiner Gastfamilie und die Ausflüge in und um Oxford, mein Englisch zu verbessern. Meine Gastmutter war wirklich interessiert daran, uns kennenzulernen. Abends, wenn wir mit ihr zusammen saßen und fernsahen, fragte sie immer wieder, ob wir diese oder jene Fernsehsendung zu Hause auch haben und wie wir in Deutschland leben. Es war ihr wichtig, dass es mir und meiner „deutschen Gastschwester“ gut ging, dass wir alles hatten, was wir brauchten und dass wir uns bei ihr wohl fühlten. Da sie meine Freundinnen kennenlernen wollte, erlaubte sie, dass ich sie zu zwei DVD-Abenden einlud, und machte für uns Hotdogs, Burger und Popcorn.

„Allein bleibt man auf einer Sprachreise nicht lange“

Nadine Reiz, 17, besucht die Oberstufe des Louise-Schroeder-Gymnasiums in München und macht 2013 Abitur. Anschließend möchte sie als Au-Pair nach Neuseeland gehen.

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