Work & Travel Down Under
Neuseeland hat mich und meine Familie schon immer sehr fasziniert. Meine Mutter arbeitete vor 25 Jahren als Au-Pair in Auckland, der größten Stadt in Neuseeland. Seitdem besteht die Verbindung zu ihrer damaligen Gastfamilie. 2013 reisten wir zum ersten Mal dorthin und nach dem vierwöchigen Besuch war ich mir sicher, dass ich nach dem Abitur wiederkommen würde.
Nach dem Abschluss begann ich dann auch mit der Planung für mein Auslandsjahr. Ich suchte mir eine Organisation, kümmerte mich um ein Visum und hielt nach ersten Jobmöglichkeiten Ausschau. Im November war es dann endlich so weit. Vom Frankfurter Flughafen aus ging es über Dubai bis nach Auckland. Ein paar andere Mitreisende aus Deutschland und ich wurden von der Organisation am Flughafen abgeholt und in das Hostel gebracht, welches wir für die ersten drei Nächte gebucht hatten. Dort erwartete mich schon der erste kleine Kulturschock. Zuvor hatte ich noch nie in einem Hostel mit Sammelschlaf- und Badezimmern gewohnt. Der Schock ließ allerdings schnell nach, als mir klar wurde, wie gesellig es in Hostels ist. Unser erstes gemeinsames Abendessen auf der Dachterrasse ist eine meiner liebsten Erinnerungen: Bei schönstem Wetter aßen wir Nudeln mit Tomatensauce mit einem 360-Grad-Blick auf die Skyline von Auckland.
Am ersten Tag fand direkt ein Einführungstreffen statt, bei dem wir ein Bankkonto eröffneten, die Steuernummer beantragten und eine SIM-Karte für unser Handy bekamen. Außerdem half man uns einen englischen Lebenslauf fertigzustellen, und gab uns Tipps für die Jobsuche. Nachdem die ersten drei Tage vorbei waren, kam ich bei unseren Bekannten in Auckland unter und ich entschied mich, zunächst einen Job zu suchen, um mein Startkapital zu erhöhen. In Deutschland hatte ich zuvor ein paar Monate in Teilzeit gejobbt, um mir die Reise zu finanzieren. Nach ungefähr einer Woche hatte ich mein erstes Vorstellungsgespräch in einem Hostel, in dem eine Nacht-Rezeptionistin gesucht wurde. Ich hatte zwar keine Erfahrung als Rezeptionistin, aber versuchte mein Glück trotzdem. Und siehe da, relativ schnell bekam ich die Rückmeldung, dass ich den Job haben könne! Eine Besonderheit auf dem neuseeländischen Arbeitsmarkt ist, dass man auch ohne großartige Erfahrung verschiedenste Jobs bekommen kann, denn den Neuseeländern geht es vor allem um die sogenannte „can-do-attitude“. Also zog ich nach zwei Wochen in das Hostel. Dort teilte ich mir ein Zimmer mit einem Holländer, einem Franzosen und einem Kanadier. Rückblickend war die Zeit in dem Hostel eine der schönsten in Neuseeland. Bei der Arbeit dort lernte ich jeden Tag neue Menschen aus aller Welt kennen, die nur darauf warteten, neue Bekanntschaften zu schließen und ihr Abenteuer zu beginnen. So verbrachte ich meine erste Woche mit einigen Deutschen und einem Amerikaner. Zusammen erkundeten wir Auckland und die Umgebung und hatten viele lustige Abende in der großen Hostelküche. Insgesamt blieb ich zehn Wochen in diesem Hostel, um mein Reiseportemonnaie aufzubessern. Das Besondere an der Arbeit, aber auch generell an meiner Zeit in Neuseeland war, dass selbst der Alltag nie alltäglich wurde. Jeder Tag war ein neues Abenteuer und jeden Tag erlebte ich etwas Besonderes. Langeweile kam in der ganzen Zeit nie auf. Nach zweieinhalb Monaten hatte ich genug Geld zusammen, um mich dem „Travel“ in „Work & Travel“ zu widmen. Jetzt sollte meine Reise erst richtig losgehen!
Einen Teil des angesparten Geldes investierte ich in einen hop-on hop-off-Buspass, der eine Tour durch ganz Neuseeland anbot. Da ich alleine nach Neuseeland gekommen war, war es mir wichtig, während des Reisens Anschluss zu finden und Kontakte zu knüpfen. Anfangen sollte mein Abenteuer Anfang März in Auckland und mich dann Richtung Süden führen. Die Gruppen in den Bussen bestanden meistens aus 20 bis 30 Leuten in allen Altersklassen, aus aller Welt, und im Laufe der Reise wuchsen wir wie eine Familie zusammen. Mit den Menschen aus dem Bus erkundete ich große Teile der neuseeländischen Nordinsel und die Westküste der Südinsel. Dabei war ich immer wieder fasziniert von der Vielseitigkeit des Landes und von der Freundlichkeit und Offenheit der Einheimischen. Im Gegensatz zu vielen anderen hat es mir vor allem die Nordinsel angetan. Ganz besonders in die vielen Strände habe ich mich verliebt. Einer meiner Lieblingsorte dort war Raglan. Der kleine Surferhotspot liegt etwa anderthalb Stunden südlich von Auckland. Hier nahm ich an einem dreitägigen Surfkurs teil, welchen ich schon im Voraus bei meiner Organisation gebucht hatte. Drei Tage lang fuhren wir jeden Tag mit den Surfbrettern runter an den Strand und versuchten die Wellen zu reiten. Leider sind drei Tage zu kurz, um das Surfen wirklich zu lernen, trotzdem hat es großen Spaß gemacht, es zu versuchen.
„An manchen Orten ist die Konkurrenz so groß, dass man bei der Jobsuche auf jeden Fall flexibel bleiben sollte.“
Ein weiteres Highlight der Reise waren die vielen kurzen und langen Wanderungen. In Deutschland war ich nie ein großer Fan vom Wandern gewesen, aber in Neuseeland hat mich dann die „Wanderlust“ gepackt. Man lernt Landschaften ganz anders wahrzunehmen und wertzuschätzen. Das Wandern auf beiden Inseln war besonders prägend für mich. Vor allem rund um Queenstown, der „Abenteuerhauptstadt“ des Landes, bestiegen wir häufig in kleineren Gruppen die Gipfel der Umgebung. Dort nahm ich auch einen weiteren Job in einem Hostel an, diesmal hauptsächlich zum Bettenmachen. Hier arbeitete ich mit vier anderen Backpackern drei Mal die Woche als „cleaner“, im Gegenzug konnten wir dort wohnen und mussten nichts für die Unterkunft bezahlen. Für Unterkunft und/oder Verpflegung zu arbeiten ist sehr gängig unter Backpackern und eine gute Methode, um sparsam zu leben. In Queenstown verbrachte ich einen Monat, ehe ich meine Reise zurück in den Norden antrat. Das lag vor allem daran, dass mein Geld knapp wurde und ich mich schwer tat, einen bezahlten Job zu bekommen. An manchen Orten ist die Konkurrenz so groß, dass man bei der Jobsuche auf jeden Fall flexibel bleiben sollte. Die letzten zwei Monate meiner Reise verbrachte ich also wieder in Auckland. Leider muss man beim Backpacken auch manchmal Abstriche machen. Dazu gehörte bei mir zum Beispiel die Entscheidung, Queenstown zu verlassen. Zurück in Auckland ging es dann erstmal wieder auf Job- und Wohnungssuche.
„Der Alltag eines Backpackers, der eigentlich gar kein Alltag ist, fehlt mir auch heute noch sehr häufig.“
Während meiner Zeit in Neuseeland war eine der Herausforderungen, mit Freunden und Familie in Deutschland in Kontakt zu bleiben. Die Zeit am anderen Ende der Welt verging so schnell, und während ich versuchte, jeden Moment bewusst zu leben und zu genießen, rückte die Pflege meiner Freundschaften in Deutschland immer mehr in den Hintergrund. Zu manchen Freunden nahm der Kontakt während meines Auslandsjahres ab, zu manchen wurde er intensiver, aber mich nicht ständig bei allen melden zu müssen war auch ein wichtiger Teil der Erfahrungen, die ich sammeln wollte. Ich wollte vor allem neue Kontakte knüpfen und mich auf das konzentrieren, worauf ich Lust hatte. Dafür war Work & Travel genau das richtige Programm. Das Gefühl von Freiheit, Flexibilität, und manchmal einfach nicht zu wissen, wo es am nächsten Tag hingeht, war sehr befreiend. Anfang August ging es dann aus dem neuseeländischen Winter zurück ins sommerliche Deutschland. Nicht nur der Abschied von meinen neuen Freunden fiel mir sehr schwer, sondern auch der Abschied von den Neuseeländern, dem Land und dem Backpackerleben. Der Alltag eines Backpackers, der eigentlich gar kein Alltag ist, fehlt mir auch heute noch sehr häufig. Gleichzeitig habe ich auch gemerkt, wie schön es ist, in Deutschland, mitten in Europa, zu leben. „Letztendlich haben wir genau das gefunden, was die ganze Zeit da war: uns selbst“
Hannah Zehren, 23, studiert derzeit Geographie und unterstützt momentan das weltweiser-Team tatkräftig. Ihren Master im Tourismusmanagement möchte sie in Brighton machen.
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