Fließendes Englisch, Freunde aus aller Welt

„American Way of Life“

weltweiser · Am Teich vor der University of Delaware
  • GESCHRIEBEN VON: KRISTINA HERZOG
  • LAND: USA
  • AUFENTHALTSDAUER: 4 WOCHEN
  • PROGRAMM: SPRACHREISE
  • ERSCHIENEN IN: (NIX FÜR) STUBENHOCKER.
    DIE ZEITUNG FÜR AUSLANDSAUFENTHALTE,
    Nr. 4 / 2014, S. 36-37

Ein bisschen Angst habe ich schon, als der altersschwache Toyota meiner Gastmutter auf den Parkplatz rollt. Schließlich bin ich das erste Mal so weit weg von zu Hause – und dann auch noch allein! Ich bin in Newark, USA und werde einen Monat lang einen Sprachkurs an der University of Delaware besuchen. Das Programm, das ich gebucht habe, findet jedes Jahr in den Sommerferien statt.

Besser und ungezwungener Englisch sprechen zu können, ist eines meiner wichtigsten Ziele dieses Aufenthaltes. Außerdem möchte ich den berühmten „American Way of Life“ erleben. Doch zurück zum Anfang: Die erste Hürde, die es zu nehmen gilt, heißt Koffer packen. Was nimmt man mit in eine Region in den USA, in der es im Sommer so heiß und humid ist, dass man am liebsten nur im Bikini herumlaufen würde? Den Zeilen, die mir meine Gastmutter Betty geschrieben hat, kann ich entnehmen, dass sie sehr aktiv ist und mich gern zu verschiedenen Orten der Region mitnehmen möchte. Andererseits werde ich auch viel Zeit an der Universität im Sprachkurs verbringen und nicht nur über Berge klettern oder durch Wälder spazieren. Ich muss daher auf alles vorbereitet sein.

Nach dem neunstündigen Flug nach Philadelphia und dem Empfang durch zwei Angestellte der Universität warte ich also auf dem Parkplatz auf meine Gastmutter. Ein erster Anflug von Heimweh sucht mich heim, doch bevor ich per Anhalter wieder zurück nach Deutschland trampen kann, werde ich schon von meiner liebenswerten Gastmutter willkommen geheißen. Vorbei der Gedanke an zu Hause, ich bin in Amerika! Betty wohnt in einem Vorort von Newark in einem kleinen Reihenhaus. Die Rentnerin nimmt für ihr Leben gern ausländische Sprachschüler auf und hat dadurch schon viel erlebt. Mit mir wohnt auch eine Spanierin bei Betty, die mir besonders in den ersten Tagen sehr dabei hilft, mich in den amerikanischen Alltag einzufinden. Trotz des Jetlags muss ich am nächsten Morgen gleich zur Universität, um den Einstufungstest zu absolvieren. Nach der Auswertung der Ergebnisse wird man dem passenden Niveau für den Unterricht in Reading & Writing und Listening & Speaking zugeteilt. Ich werde in beiden Kursen auf dem höchsten Level eingestuft.

Nach dem Test erkunde ich in einer Gruppe die schöne Stadt Newark. Sie besticht durch ihre historischen Gebäude im viktorianischen Stil und das viele Grün ringsherum. Ich fühle mich sofort wohl in dieser typisch amerikanischen Stadt. Alle Menschen sind freundlich und interessieren sich sehr für andere Kulturen. In Newark sind viele Nationen der Welt vertreten, ebenso wie im Unterricht. In meinen Kursen lerne ich vorrangig Studenten aus Asien und den arabischen Ländern kennen, freunde mich aber auch mit jungen Menschen aus Frankreich, Brasilien und Russland an. Am Sprachinstitut der Universität verbessere ich also nicht nur mein Englisch, sondern erhalte gleichzeitig Einblicke in verschiedene Kulturen der Welt. Beispielsweise begehen die muslimischen Studenten zur Zeit unseres Aufenthaltes Ramadan. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang darf weder gegessen noch getrunken werden, und das bei 40°C im Schatten. Ihr Durchhaltevermögen und ihre Fähigkeit, trotzdem ihre Fröhlichkeit zu behalten, sind bewundernswert.

Bundesverwaltungsgericht in Leipzig
13. April
Leipzig
Reclam-Gymnasium
10 bis 16 Uhr
St. Pauli Landungsbrücken in Hamburg
13. April
Hamburg
Gymnasium Oberalster
10 bis 16 Uhr
junger Mann sitzt an Holztisch und tippt auf Laptop
14. April
Online
Wherever you are
17 bis 19 Uhr
Neues Schloss in Stuttgart
20. April
Stuttgart
Eschbach Gymnasium
10 bis 16 Uhr

Jeden Morgen stehe ich um 6:30 Uhr auf und frühstücke zusammen mit Betty und der Spanierin. Dabei werden meist Nachrichten geschaut. Anschließend fahren wir mit dem Auto in die Stadt und ich besuche meinen ersten Kurs. Im Unterricht in Listening & Speaking liegt der Fokus, wie der Name schon sagt, auf dem Sprechen und Verstehen. Mit dem Reden habe ich kaum Probleme, umso schwieriger ist es in den ersten Tagen, die anderen Studenten zu verstehen. Vor allem die Asiaten sprechen so undeutlich, dass ich anfangs mit vielen Fragezeichen über dem Kopf dasitze. Doch zum Glück sind die ersten Sprachbarrieren schnell überbrückt. Der Reading & Writing-Kurs findet direkt im Anschluss statt. Hier stehen vor allem Grammatik, Textverständnis und das Verfassen von Essays auf dem Stundenplan. Jede Woche müssen wir ein Essay zu einem vorgegebenen Thema abgeben, welcher dann bewertet wird. Der Stoff dieses Kurses erscheint sehr trocken, doch unsere Lehrerin schafft es, die Inhalte so zu vermitteln, dass alle aufmerksam bleiben. Nach dem Mittagessen in der Dining Hall habe ich frei. Häufig gehe ich dann mit Freunden zum Pool und wir lassen es uns gut gehen. Außerdem verbringen wir gern Zeit in der Buchhandlung oder im Park.

„Ich besichtige den Times Square, das Rockefeller Center und komme in den Central Park“

Neben dem Sprachunterricht sind Wochenendausflüge nach New York City, Washington D.C., Philadelphia und zum Rehoboth Beach im Programm enthalten. Für mich ist es sehr aufregend, gleich bei meinem ersten Besuch in den USA solche berühmten Städte kennenzulernen. Am ersten Samstag geht es nach New York. Leider ist es so neblig, dass wir nicht einmal die Spitzen der Wolkenkratzer erkennen können. Doch auch in Bodennähe gibt es viel zu entdecken und zu bestaunen. Da ich in Deutschland in einem kleinen Dorf wohne, komme ich mir als Landei in einer pulsierenden, hektischen Stadt wie New York anfangs ziemlich verloren vor. Zum Glück ist das Straßensystem wirklich narrensicher aufgebaut. So besichtige ich den Times Square, das Rockefeller Center und komme schließlich aus dem Verkehrslärm heraus und in den Central Park. Ich habe natürlich schon viel über dieses Stückchen Eden gehört, aber selbst mittendrin zu stehen, ist wirklich ein unbeschreibliches Gefühl. Dann geht es mit der U-Bahn weiter in den Stadtteil Little Italy und von dort aus nach Chinatown. Natürlich gehören auch die Freiheitsstatue und die New Yorker Börse zum Programm. Dann ist der Tag in New York leider schon vorbei.

„Betty überrascht mich mit einer Fahrt in die berühmten Longwood Gardens“

Wie bereits angekündigt, ist meine Gastmutter Betty sehr aktiv und nimmt mich an einem Nachmittag mit ins Amish Country. Hier wohnen die Amischen, eine streng gläubige Gruppe: Sie tragen schlichte Kleidung, fahren Kutsche, lehnen moderne Technik ab und leben hauptsächlich von ihren Agrarerzeugnissen. Es ist faszinierend, inmitten der technisierten Welt des 21. Jahrhunderts diese Ablehnung alles Modernen zu erleben. Betty überrascht mich außerdem mit einer Fahrt in die berühmten Longwood Gardens. Hier hat ein Künstler Lichtinstallationen in den Pflanzen und Bäumen verflochten, die nach Sonnenuntergang ihre volle Schönheit entfalten. Wie verzaubert gehe ich durch die beleuchteten Gärten und komme mir vor wie Alice im Wunderland! Das nächste Wochenende verbringe ich mit Freunden in Ocean City am Rehoboth Beach. Die darauf folgende Woche hält eine Fahrt nach Philadelphia und Washington D.C. für mich bereit. In Philadelphia, der „City of Brotherly Love“, besichtigen wir den Platz, an dem die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben und die Verfassung verkündet wurden. In Washington sehen wir das Lincoln Memorial, das Washington Monument, das Kapitol und natürlich das Weiße Haus.

„An meinem vorletzten Abend wird eine große Party gefeiert“

Dieses Wochenende ist auch schon mein letztes in den USA gewesen und langsam realisiere ich, dass sich die Zeit mit meinen Freunden dem Ende zuneigt. Für uns Sprachschüler bricht nun die Prüfungszeit an. Wir werden in allen Teildisziplinen, also in Sprechen, Hörverstehen, Lesen und Schreiben geprüft. Diese Tests sind sehr wichtig für diejenigen von uns, die anschließend in den USA studieren wollen, da das Zeugnis der Sprachschule als Zulassungsvoraussetzung für ausländische Studenten gilt. Da ich nicht hier studieren möchte, stellt das Zeugnis für mich nur eine willkommene Ergänzung zu meinem Abitur dar, doch viele meiner Freunde fiebern den Prüfungsergebnissen entgegen. Umso glücklicher sind sie, als sie erfahren, dass sie es geschafft haben, und ich lasse mich von dieser Freude anstecken. An meinem vorletzten Abend wird eine große Party gefeiert: Es ist das Ende des Ramadan! Unmengen von Essen verschwinden in beispiellos kurzer Zeit und anschließend legt ein DJ auf.

“Ich habe den „American Way of Life“ erlebt und fließend Englisch sprechen gelernt“

An meinem letzten Tag werden im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung die Zeugnisse vergeben. Ich verabschiede mich unter Tränen von meinen neu gewonnenen Freunden. Wir versprechen einander, in Kontakt zu bleiben. Dank des Internets werden wir es schaffen, das Versprechen zu halten, und doch bleibt eine gewisse Wehmut zurück. Die Zeit mit den Freunden ist so schnell vergangen und wer weiß, wann wir uns das nächste Mal treffen. Aber wir werden uns wiedersehen, so viel steht fest. Diese Erfahrung, einen Monat mit Leuten aus aller Welt zu verbringen, war das Großartigste an der ganzen Reise. Außerdem habe ich meine Ziele erreicht, ich habe den „American Way of Life“ erlebt und fließend Englisch sprechen gelernt. Nach meiner Ankunft in Deutschland bin ich zunächst überfordert von der deutschen Sprache um mich herum. Einen ganzen Monat habe ich nur Englisch gesprochen, gehört, gedacht und geträumt, und jetzt soll ich plötzlich wieder auf Deutsch reden? Die ersten Sätze in der Muttersprache gehen mir reichlich holprig und in britischer Grammatik über die Lippen …

Kristina Herzog, 18, hat sich nach der Schule für ein Gap Year in England entschieden und belegt am John Leggott College die Fächer Psychologie, englische Sprache, Literatur, Soziologie und Fotografie. Danach will sie Lehrerin fürs Gymnasium werden und die Fächer Biologie und Englisch unterrichten.

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Koala Bär
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