Mit offenen Armen empfangen

„Australian Way of Life“ – Schüleraustausch Australien

weltweiser · Austauschschülerin mit Gastschwester
  • GESCHRIEBEN VON: LAURA RIBBEHEGE
  • LAND: AUSTRALIEN
  • AUFENTHALTSDAUER: 10 MONATE
  • PROGRAMM: SCHÜLERAUSTAUSCH
  • ERSCHIENEN IN: (NIX FÜR) STUBENHOCKER.
    DIE ZEITUNG FÜR AUSLANDSAUFENTHALTE,
    Nr. 5 / 2015, S. 10-11

Ich habe es geschafft. Ich habe all meinen Mut und meine Kraft zusammengenommen und mich aufgemacht, um meine eigenen Fußspuren auf dieser großen und wunderschönen Welt zu hinterlassen. Ich bin wiedergekommen mit einem Herzen voller Erfahrungen und Erinnerungen an Menschen und Orte, die mir niemand mehr nehmen kann.

Ich habe meine eigenen Fußspuren nicht nur auf Stränden und an Plätzen hinterlassen, sondern ich habe auch Spuren in den Herzen meiner australischen Familie, meiner Freunde und der Menschen, die mich auf meinem Weg begleitet haben, hinterlassen. Ich habe den ersten Schritt gemacht, um mich und mein Abenteuer zu verewigen, denn ich habe mein Herz für ein wunderschönes Land am anderen Ende der Welt geöffnet: Australien. Doch kehren wir einmal zurück zum Anfang. Nach Wochen und Monaten der Überlegung, unbeschreiblicher Vorfreude und viel zu langsam vergehender Vorbereitungszeit stand mein Leben in Down Under endlich unmittelbar bevor. Ich brach gemeinsam mit einer Gruppe von anderen Deutschen auf, um unseren Traum 17.000km von zu Hause zu verwirklichen.

Meine australische Schule sprühte vor Leben. Es gab keine Hausaufgaben, keine strengen Lehrer, keinen kontinuierlichen Frontalunterricht, keine Streitigkeiten und kein Mobbing innerhalb der Klassen, denn die Schulgemeinschaft war wie eine riesengroße Familie. Den Schülern wurde Respekt, Akzeptanz und gegenseitige Unterstützung vermittelt und ich lernte, was es heißt, morgens gerne aufzustehen und mit einem Lachen zur Schule zu gehen. Die Kurse waren meist klein und die Schüler hatten ein geradezu freundschaftliches Verhältnis zu ihren Lehrern. Als Austauschschüler faszinierte mich besonders diese Beziehung zwischen dem Lehrer und jedem einzelnen seiner Schüler. Es gab keinen Konkurrenzdruck untereinander, stattdessen wurde darauf geachtet, dass sich möglichst alle einer Klasse auf dem gleichen Niveau befanden. Die Lehrer nahmen sich Zeit, auf jeden individuell einzugehen und jeden so zu fördern, dass dieser seine eigenen Grenzen erreichen und erweitern konnte. In Australien lernte ich, was es heißt, als Gemeinschaft zu agieren, ein entscheidender Teil von etwas Ganzem zu sein und als der Mensch geschätzt zu werden, der man ist – eine wundervolle Erfahrung!

Bundesverwaltungsgericht in Leipzig
13. April
Leipzig
Reclam-Gymnasium
10 bis 16 Uhr
St. Pauli Landungsbrücken in Hamburg
13. April
Hamburg
Gymnasium Oberalster
10 bis 16 Uhr
junger Mann sitzt an Holztisch und tippt auf Laptop
14. April
Online
Wherever you are
17 bis 19 Uhr
Neues Schloss in Stuttgart
20. April
Stuttgart
Eschbach Gymnasium
10 bis 16 Uhr

Doch eine Sache machte mich zunächst stutzig, und das waren die typischen, altmodischen Schuluniformen. Fast ein Jahr lang hatte ich aufgrund meiner braun-grünen Uniform täglich das Gefühl, wie ein Baum auszusehen. Doch nach einer Weile realisierte ich, dass es völlig egal war, wie „doof“ man in den eigenen Augen aussieht, wenn jeder Einzelne an der Schule genau das Gleiche trägt. Meine Zeit an der australischen Schule berührte und veränderte mich in vielerlei Hinsicht, sodass ich noch heute mit einem weinenden und einem lachenden Auge an meine Lehrer, die Schule und all die wundervollen Freunde, die ich dort kennenlernen durfte, zurückdenke. Doch nicht nur die Schule spielte eine entscheidende Rolle in meinem Leben als Austauschschülerin. Teil einer „Aussie family“ zu sein, war eine einzigartige und besondere Erfahrung, geprägt von der Coolness, der liebevollen und offenen Art der Australier. Das Familienleben bedeutete Gemeinschaft, Zusammenhalt, Freude, Spaß und Unterhaltung. Ich hatte mir vor meinem Auslandsjahr Gedanken gemacht, wie das Familienleben und vor allem meine Beziehung zu den einzelnen Familienmitgliedern aussehen würde, doch vor Ort bestätigte sich sehr schnell, dass all meine Gedanken, Zweifel und Ungewissheiten unnötig gewesen waren. Meine Familie und ich gingen gemeinsam durch Höhen und Tiefen, und eines lässt sich festhalten: Unser gemeinsamer Weg war aufregend und einmalig.

„Völlig fremde Menschen waren auf dem gemeinsamen Weg zu einer Familie zusammengewachsen“

Der Alltag war auch in Australien nach kurzer Zeit von der Routine Schule, Arbeit, Essen und Schlafen geprägt. Doch wir schafften es, die alltäglichen Dinge immer wieder individuell und außergewöhnlich zu gestalten. Besonders die sozialen Kontakte in der neuen Umgebung waren wichtig und hilfreich, um sich an die Situation zu gewöhnen und sich einzuleben. Die Bindung zu meiner Gastfamilie lässt sich nur schwer in Worte fassen. Das Gefühl, diese Familie nach zehn Monaten verlassen zu müssen, war unbeschreiblich. Völlig fremde Menschen waren auf dem gemeinsamen Weg zu einer Familie zusammengewachsen, die sich gegenseitig unterstützten, einander glücklich machten und jeden einzelnen Moment genossen. Vor allem die regelmäßigen Ausflüge am Wochenende und in den Ferien, welche mir die Umgebung und die Natur näherbrachten, schweißten uns zusammen. Auch die Gastfamilie musste sich zu Beginn des Auslandsjahres neu orientieren und eine fremde Person in ihr geregeltes Leben integrieren. Diese Erfahrung, dass es nicht nur eine Veränderung und Umstellung für einen selbst, sondern auch für die Gastfamilie ist, ist sehr besonders. Meine wundervolle Familie gab mir nicht nur einen Platz in ihrem Leben, sondern erst durch sie konnte ich eine Bindung zu meinem Traumland Australien aufbauen, die mich für immer veränderte. Noch immer stehe ich in regelmäßigem Kontakt zu meinen Gasteltern und meiner Gastschwester, und obwohl uns nun 17.000km trennen, fühle ich mich noch immer als Teil der Familie.

„Eine Gruppe von Delfinen begleitete mich im Wasser entlang des Ufers“

Australien ist wohl einer der schönsten und faszinierendsten Orte dieser Welt, dessen Schönheit noch so unberührt und pur erscheint, dass man es teilweise das „Paradies auf Erden“ nennen könnte. Und wenn man dann inmitten einer solchen Szenerie und Schönheit verweilt, merkt man erst, wie besonders und bedeutend die Erfahrung ist, solch eine Kulisse einmal mit eigenen Augen zu sehen. Während meines Aufenthaltes hatte ich die Möglichkeit, den Sand vieler weißer, wunderschöner Strände zwischen meinen Zehen zu spüren, hohe Berge mit einer atemberaubenden Sicht auf die Küstenlinie zu erklimmen, kleine ländliche Orte ebenso wie große, schillernde und lebendige Metropolen zu erkunden und vom Boot aus das Land mit anderen Augen zu erblicken. Das alles waren Eindrücke von Australiens Natur und Schönheit, die für mich erstaunend und faszinierend waren. Ich hatte außerdem die Chance, diese besonderen Momente mit der Gastfamilie und meinen Freunden zu teilen, sodass ich diese wohl nie vergessen werde. Noch heute habe ich das Bild vor meinen Augen, wie ich an einem weißen Sandstrand spazieren ging und eine Gruppe von Delfinen mich im Wasser entlang des Ufers begleitete. Solch eine Erfahrung hat mich sehr stark an das Land gebunden, von dem ich jahrelang geträumt habe.

„Das Auslandsjahr kann man sich wie eine Reise zu sich selbst vorstellen“

Der Aufenthalt dort hat mir so viele Einblicke in ein neues Leben mit fremden Menschen, einer unbekannten Umgebung in einem fernen Land geboten. Und mit der Zeit wurden aus den Fremden gute Freunde, das ferne Land und die unbekannte Umgebung wurden ein zweites Zuhause und ich wurde glücklicher und selbstbewusster. Mein Herz wird für immer von Australien geprägt sein. Das Auslandsjahr kann man sich wie eine Reise zu sich selbst vorstellen. Wenn ich zu dem Tag zurückblicke, an dem ich von meinem wunderbaren Zuhause in Deutschland Abschied nehmen musste, fühlt es sich an, als hätte ich in dem vergangenen Jahr bei „0“ begonnen und wäre am Ende bei „100“ angekommen. Ich war mit zwei Koffern voller Kleidung und einem riesengroßen Traum im Herzen angereist und kam schließlich mit denselben Koffern zurück, und zusätzlich mit wertvollen Erinnerungen an eine zweite Familie und wunderbare Freunde, die mich für immer verändert haben. Ich bin stolz auf mich. Ich bin stolz auf meinen Traum. Und ich bin stolz auf jede Erfahrung, die ich in der Zeit gesammelt habe. Ich hoffe, dass ich euch mit meiner Geschichte neugierig gemacht habe, selbst die Welt zu erkunden. Jeder Schritt lohnt sich und jede Reise verändert und berührt tief im Herzen. Ich wünsche jedem Einzelnen von euch, dass auch ihr irgendwann einen Ort finden werdet, der euch für immer verändert. Gute Reise!

Laura Ribbehege, 18, steht fast wöchentlich in Kontakt mit ihrer Gastfamilie und ihren australischen Freunden. Nach dem Abitur wird es sie sicherlich noch einmal in die Ferne ziehen, am liebsten ein weiteres Mal nach Down Under.

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Koala Bär
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