Sprachreise an die englische Küste
Vor einiger Zeit entschied ich mich dafür, eine dreiwöchige Sprachreise nach Brighton, England, anzutreten. Nachdem mein Abitur bereits ein paar Jahre her war, wollte ich mein Englisch auffrischen und aufpolieren. Ich durchforstete die verschiedensten Sprachreise-Angebote und stieß schließlich auf eine Schule in Brighton, welche ich kurz darauf über eine Organisation buchte, knapp vier Monate vor dem Reisedatum.
Es ging alles wunderbar einfach und ich musste lediglich noch meinen Flug und den Bustransfer nach Brighton buchen. So war ich bereits vier Monate vor Abflug auf alle Eventualitäten vorbereitet und es stand der Reise nichts mehr entgegen. Ich muss dazu sagen, dass ich schon einige Male nach England gereist war und ich dadurch wusste, was mich erwarten würde. Allerdings hatte ich Berichte von nicht so guten Gastfamilien gelesen, wovor ich dann doch ein bisschen Angst hatte. Dennoch waren die Monate vor der Abreise relativ entspannt und ich ging nach wie vor meiner normalen Arbeit nach. Die Zeit ging wie im Flug vorbei und schon stand mein Abreisetag vor der Tür. Ich wusste, da ich zuvor schon einmal E-Mail-Kontakt mit meiner Gastmutter Karen gehabt hatte, dass ich nicht so viel Kleidung mitnehmen musste und ich jederzeit ihre Waschmaschine und ihren Trockner nutzen konnte. Mit Karen vorab Kontakt haben zu können, hat mir sehr viel geholfen, denn ich wusste dadurch schon, dass Karen eine sehr liebe, dreifache Mutter ist, die regelmäßig Sprachreisende aufnimmt. Ich freute mich darauf, Karen und ihre drei Mädels Lexi, Maddy und Vicky ganz bald kennenzulernen.
Davor stand jedoch das Packen und die Verabschiedungsrunde an. Alle wünschten mir viel Spaß und Freude und vor allem eine gute Reise. Meine Familie begleitete mich zum Flughafen nach Stuttgart. Es ist immer ein komisches Gefühl, seine Lieben zurückzulassen, aber erstens war es ja für keine lange Zeit und zweitens wussten sie, wie viel mir diese Reise bedeutete. Nach mehrmaligem Winken verschwand ich auf dem Weg zum Gate und die Reise begann. Der Hinflug war vollkommen problemlos und auch den Busbahnhof fand ich schnell, trotz der Größe des Flughafens London-Heathrow. Geld hatte ich übrigens schon vorher zu einem besseren Kurs gewechselt, aber ich hatte dennoch nicht nur meine EC-Karte dabei, sondern auch meine Mastercard. Das gab mir die Sicherheit, dass ich auf jeden Fall irgendwie bezahlen konnte beziehungsweise Geld abheben konnte. Als ich im Bus saß, hatte ich knapp zwei Stunden Zeit, einfach mal Musik zu hören und meine Gedanken schweifen zu lassen. Ich liebe Großbritannien, es gibt mir immer das Gefühl, irgendwie nach Hause zu kommen. Ich weiß auch nicht, vielleicht ist es einfach eine unbestimmte Verbindung. Ich hatte kein einziges Mal richtig Heimweh, nicht mal am Anfang.
Nach einer zweistündigen Fahrt durch die wunderschöne Landschaft Südenglands kam ich in Brighton am Busbahnhof an. Karen hatte mir schon eine SMS geschrieben, dass sie sich leider ein bisschen verspätet, was aber nicht weiter schlimm war, denn so konnte ich mich erstmal akklimatisieren und das Meer bewundern. Karen kam dann auch 15 Minuten später in ihrem Fiat angefahren, mit den Kindern auf der Rückbank. Es war eine Begrüßung, wie ich sie so nicht erwartet hätte. Die drei Mädchen waren zuckersüß und freuten sich so über mein Eintreffen und auch Karen umarmte mich herzlich und hieß mich willkommen. Jetzt waren wirklich die allerletzten Zweifel über meine Gastfamilie wie weggeblasen. Nachdem mein Gepäck und ich selbst in dem kleinen Fiat auch noch ein Plätzchen gefunden hatten, fuhren wir auch schon zum nächsten Supermarkt. Karen redete, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen, das war wunderschön. Prompt fragte sie mich auch, warum ich einen Sprachkurs machen möchte, ich würde doch schon perfekt sprechen. Das fand ich extrem nett und fühlte mich gleich sehr bestärkt, dass mein Englisch wohl doch nicht so eingerostet war. Karen entschuldigte sich auch tausendmal, dass sie heute nicht zum Kochen gekommen war und es deswegen nur Pizza vom Supermarkt gab. Man muss dazu sagen, Karen kann hervorragend kochen, und wenn noch einmal jemand etwas gegen die britische Küche sagt, kann ich dem nur entgegnen, dass er völlig falsch liegt. Bei Karen gab es kulinarische Hochgenüsse und Variationen der britischen Küche, die hätte ich mir nicht mal erträumen können.
„Durch die Kinder und Karen selbst war ich voll und ganz in die Familie integriert“
Wir kamen dann an dem gemütlichen Häuschen an mit Blick auf das Meer, und die gesamte Familie half mir, mein Gepäck nach oben in mein Zimmer zu tragen. Es fehlte wirklich an nichts, das Haus war total schön und das Zimmer mit allem ausgestattet, was man so brauchte. Karen entschuldigte sich, dass sie leider nur ein Bad habe und ich es mit ihnen und der zweiten Sprachreisenden, Emel aus der Türkei, teilen musste. Aber das war wirklich nicht schlimm, auch sechs Mädels kommen mit einem Bad zurecht, das kann ich versichern. Emel war auch sehr nett und wir verstanden uns von Anfang an. Allerdings hatten wir nicht ganz so engen Kontakt, denn Emel war in einem anderen, schon länger laufenden Kurs und unsere Zeiten überschnitten sich immer, sodass wir uns nur manchmal zum Abendessen sahen. Karen hatte alles, was man so für den täglichen Bedarf brauchte, und auch sehr gutes WLAN. Somit konnte ich mit meiner Familie ab und an kostenlos skypen, was wirklich großartig war. Vor allem mit Lexi und Maddy habe ich viel unternommen. Vicky war auf Klassenfahrt in der Zeit, weswegen wir beide nicht so viel Kontakt hatten. Karen hatte ihre drei Kinder super im Griff und sie waren wirklich liebe Kinder. Ich hatte auch mal die Freude, Karens Mutter kennenzulernen, eine ganz wunderbare und herzensgute Frau, ganz wie Karen. Leider war sie schwer krank und Karen musste sich um sie kümmern und um uns Sprachschüler. Ich sagte ihr nach drei Tagen, dass sie sich doch wegen uns nicht so verbiegen müsste, was sie dankend annahm und so mehr Zeit für ihre Mutter hatte. Durch die Kinder und Karen selbst war ich voll und ganz in die Familie integriert, was eine wunderschöne Erfahrung war, und ich fühlte mich richtig zu Hause und gut aufgehoben. Auch heute besteht der Kontakt zu Karen und ihren Kindern nach wie vor, nicht mehr so intensiv, aber ein regelmäßiger Kontakt ist immer da.
„In der Schule durften wir nur Englisch sprechen, was wir aber alle mit Freuden taten“
Der erste Tag in der Schule war sehr gut organisiert. Es wurde ein Einstufungstest durchgeführt und je nach Qualifikation wurde man in den jeweiligen Kurs mit entsprechendem Niveau eingeteilt. Ich wurde in den „Upper Intermediate Kurs“ eingeteilt, der vom Niveau her gut war, es hätte aber auch noch ein bisschen schwerer sein können. Unser Lehrer hieß Richard und er machte diesen Kurs zum ersten Mal. Das fiel auf, da er hier und da noch ein bisschen unsicher war, aber er war mit viel Freude und Enthusiasmus dabei. Der Unterricht an sich war pro Woche immer schichtweise, das bedeutet, eine Woche begann der Kurs um 9 Uhr und ging bis 13 Uhr und die darauffolgende Woche begann der Kurs um 14 Uhr und ging bis 18 Uhr. So konnte die Schule mehrere Klassen parallel starten lassen, was wirklich gut war, da alle, die in einem Kurs waren, dann ungefähr das gleiche Anfangslevel hatten. Der Kurs hatte einen starken Fokus auf Grammatik. Wir bekamen auch ein Grammatik-Arbeitsheft und daraus wurden täglich Hausaufgaben aufgegeben. In der Schule durften wir nur Englisch sprechen, was wir aber alle mit Freuden taten, schließlich waren wir ja zum Lernen da. Die Klasse war bunt gemischt. Von Hosé, einem Spanier, bis hin zu Elena aus Tschechien waren viele Nationen vertreten. Außerdem gab es noch Adam aus Polen, Olga aus der Ukraine und Anna aus Russland. Ich verstand mich so ziemlich mit allen sehr gut von Anfang an. Wir waren auch mal alle zusammen im Kino und öfters nach dem Kurs im Pub auf einen Gin Tonic, was den Gemeinschaftssinn sehr stärkte. Durch die verschiedenen Akzente war es sehr interessant, die englische Sprache auch einmal von einer anderen Seite zu betrachten. Richard machte es wirklich sehr gut, auf jeden Einzelnen einzugehen und die Aussprache jedes Einzelnen zu verbessern. Die Schule selbst bot viele Ausflugsmöglichkeiten an und es ist kaum vorstellbar, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man die ganze Zeit auf Achse ist.
„Es bringt einen ungemein weiter, auch im Reifeprozess“
Mit Marta unternahm ich viele Ausflüge ins Umland, von den Seven Sisters bis zum Brighton Pier war alles dabei. Mit Kerstin machte ich einen Wochenendausflug nach London, wo wir nicht nur die gesamte Innenstadt zu Fuß erkundeten, sondern auch noch als Abschluss das Musical „Wicked“ besuchten. London an sich ist eine kunterbunte und atemberaubende Stadt, ich bin immer gerne dort. Von der Schule aus hatte ich mich auch nochmals für einen Musicalausflug angemeldet, diesmal zu „MammaMia!“. Auch das war ein tolles Erlebnis, vor allem zahlten wir für unsere Plätze 15 Pfund und saßen vorne in der zweiten Reihe. Auch wenn der Kurs hervorragend war und mich grammatikalisch wirklich voranbrachte, so habe ich doch das meiste durch den Umgang mit meinen Freunden und Karens Familie gelernt. Es war eine wunderbare Zeit und sie brachte mich nicht nur tollen Menschen nahe, sondern auch in der englischen Sprache weiter voran. Ich möchte diese Zeit in meinem Leben nicht missen und kann nur allen empfehlen, zumindest einmal einen Sprachkurs zu machen und zwar in einem Land, in dem diese Sprache gesprochen wird. Es bringt einen ungemein weiter, auch im Reifeprozess, und die Erinnerungen bleiben einem auf jeden Fall für immer.
Kerstin Gehrke, 31, hat vor Kurzem ihr Studium der Geisteswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn abgeschlossen und ist nach wie vor großer Großbritannien-Fan.
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