Pura vida Costa Rica!

Ein halbes Jahr Schule und Leben in Cosa Rica

GESCHRIEBEN VON: EILIKA VAN LIER
LAND: COSTA RICA
AUFENTHALTSDAUER: 5 MONATE
ERSCHIENEN IN: (NIX FÜR) STUBENHOCKER.
DIE ZEITUNG FÜR AUSLANDSAUFENTHALTE,
NR. 10 / 2020, S. 25-26

Meine Rückkehr aus Costa Rica ist fast schon zwei Jahre her, aber ich blicke immer noch glücklich zurück. Wenn ich an die Vorbereitung denke, ging es bei mir nicht nur darum, welche Dinge alle in meinen Koffer eingepackt werden müssen oder welche Gastgeschenke ich mitnehmen soll. Viel wichtiger war es mir, mich auf den Grund für meine Reise zu konzentrieren: Wieso möchte ich unbedingt ins Ausland und was sind meine Ziele?

Die Zeit vergeht so schnell und wenn man nicht selber die Initiative ergreift, bereut man am Ende viel, egal, ob es darum geht, Leute anzusprechen oder sich Touren an Wochenenden zu organisieren. Ich wollte unbedingt viel vom Land sehen, neue Freunde finden und generell am Leben der Leute teilhaben. Dementsprechend wollte ich alles, was man in einem zweiwöchigen Urlaub nicht unbedingt mitbekommt, erleben. Im Juli war es endlich so weit: Meine Familie und meine beste Freundin haben mich zum Flughafen begleitet, wo sich alle für den begleiteten Gruppenflug getroffen haben. Der Abschied ist mir nicht allzu schwer gefallen, was zwei Gründe hatte: Zum einen war ich schon von Februar bis April desselben Jahres in Neuseeland auf eine High School gegangen und hatte dort in einer Gastfamilie gelebt. Diese Zeit hat mir so gut gefallen, dass ich nochmal ins Ausland gehen wollte. Zum anderen hatte ich keine Angst, dass mir im Ausland irgendetwas passiert oder ich allein sein würde. Ich habe mich auch von Anfang an sehr wohl in meiner Gastfamilie gefühlt und wusste, dass ich mich bei Problemen immer an meine Organisation hätte wenden können. 

Ich habe die meiste Zeit mit meiner Gastmutter und meiner 12-jährigen Gastschwester verbracht, wobei auch noch vier Hunde zur Familie gehörten, die recht wild waren. Manchmal habe ich auch bei der Tante meiner Gastmutter und meiner Gastoma ein paar Straßen weiter übernachtet. Sie waren nur zum Teil etwas streng, was das Nachhausekommen betraf, da sie sehr besorgt waren, dass mir etwas passieren könnte, wenn es dunkel wird. Aus diesem Grund habe ich mich zwar manchmal in meiner Freiheit eingeschränkt gefühlt, dennoch waren sie sehr herzlich! Nach der Schule, die von 7 Uhr morgens bis um 15 Uhr ging, habe ich mich oft gut mit meiner Gastmutter unterhalten. Die Schule, die ich besuchte, war ein privates „Colegio“ in Santo Domingo namens „SAMAGU“ und nur rund fünf Minuten von dem Haus meiner Gastfamilie entfernt, weshalb ich immer zu Fuß gehen konnte. Auch der Supermarkt war nur wenige Meter entfernt und man hat im Ort generell alles bekommen, was man zum Leben braucht. Der Schulalltag verlief zunächst sehr zäh, da ich noch nicht wirklich jemanden kannte. Doch das hat sich dann ziemlich schnell gegeben, denn die „Ticos“ (Costa Ricaner) sind sehr offen und kontaktfreudig. Anfangs war ich sehr schüchtern, da ich mich keinem aufdrängen wollte, doch als ich gemerkt habe, wie interessiert die meisten an mir waren, sind die ersten Kontakte entstanden, welche später zu richtigen Freundschaften wurden. Im Vergleich zum Unterricht in Deutschland wurde häufig in der Schule nicht gearbeitet, sondern „geschwätzt“. Teilweise wurde jedoch sehr diszipliniert gearbeitet und ich verstand anfangs nicht viel, doch meine Klassenkameraden haben mir oft geholfen und nach einer Woche schon habe ich mich wie zu Hause gefühlt.

Man muss dazu sagen, dass ich in Deutschland einen sehr kleinen Freundeskreis habe, dafür aber mit Freunden, die ich sehr wertschätze. Dementsprechend war ich es nicht gewöhnt, auf einmal mit so vielen netten Menschen zu tun zu haben. Die ganze Mentalität an der Schule hat mir sehr gefallen. Die Schüler hatten ein viel entspannteres Verhältnis zu den Lehrern, was aber nicht bedeutet, dass sie es zu nichts bringen, eher im Gegenteil. Ich war zum Beispiel viel motivierter zu lernen, obwohl ich die Noten für meine deutsche Schule gar nicht gebraucht hätte. Auch in den Pausen wurde die Brotzeit geteilt, beispielsweise bei Chips oder Süßigkeiten. An meiner Schule in Deutschland hatte jeder immer nur seine Brotzeit so ziemlich für sich alleine. Allgemein sind die Leute sehr entspannt und nehmen das Leben nicht so ernst.

junger Mann sitzt an Holztisch und tippt auf Laptop
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Bild eines Riesenrads in Wien
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Stuttgart
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Meine Gastmutter hat mich sehr unterstützt, meine Hobbys in Costa Rica weiterverfolgen zu können. Samstags habe ich immer Tennistraining direkt im Ort gehabt und war regelmäßig Schwimmen oder Laufen. Wir haben auch am Anfang zusammen eine Rundfahrt in San José, der Hauptstadt, gemacht und waren auf einem traditionellen Markt mit vielen außergewöhnlichen Früchten wie „Mamon Chino“ (Rambutan). Meinen 16. Geburtstag habe ich ebenfalls in Costa Rica gefeiert und meine Gastmutter hat mir sehr bei den Vorbereitungen für eine coole Gartenparty inklusive Lampions mit all meinen Freunden geholfen. Meine Organisation hat für unsere deutsche Austauschgruppe jeden Monat einen Ausflug angeboten, die mir alle immer in Erinnerung bleiben werden. Ende August ging der erste Ausflug nach Sámara, einem wunderschönen Ort an der Pazifikküste der Provinz Guanacaste. Dort haben wir das Wochenende verbracht und man konnte noch zusätzlich Aktivitäten buchen. Ich habe eine Pferdetour am Strand gemacht, das war ein richtig tolles Erlebnis, da wir anschließend noch einen Felsen hochgeritten sind und eine bombastische Aussicht auf das Meer genießen konnten. Am Abend haben wir noch im Meer gebadet und sind dann zurück in unser Hotel gefahren, welches sogar einen Pool hatte.

Unsere Unterkunft bestand aus mehreren kleinen Häusern, die auf Stelzen im Wasser standen, und dahinter war ein richtig schöner Garten.“

Der zweite Ausflug ging zum Vulkan Arenal in „La Fortuna“. Dort haben wir als Austauschgruppe eine kleine Wanderung gemacht und waren danach noch in heißen Quellen baden. Die Therme befand sich unter freiem Himmel und man konnte so die ganze Zeit den Vulkan sehen. Wenn es leicht bewölkt ist, wirkt es irgendwie mystisch, wenn aus dem Krater Rauchwolken aufsteigen, so schön anzuschauen! Auch die verrückte „Canopy-Tour“ werde ich nie vergessen. Die Busfahrt nach Bocas de Toro in Panama war wahrscheinlich die längste meines ganzen Aufenthaltes. Doch dieser gemeinsame Ausflug hat nochmal alles getoppt, wenn das überhaupt noch möglich war. Unsere Unterkunft bestand aus mehreren kleinen Häusern, die auf Stelzen im Wasser standen, und dahinter war ein richtig schöner Garten. Am ersten Tag sind wir mit kleinen Motorbooten durch die ruhigen Lagunen gefahren und waren schnorcheln. Es war so schön entspannend, mit dem Boot übers Wasser gefahren zu werden während einem der Wind das Haar zerzaust! Probleme mit der Seekrankheit hatte ich auch nicht, denn das Wasser war überall sehr ruhig. Am nächsten Tag haben wir einen weiteren Ausflug zum „Seestern-Strand“ gemacht, an dem man, wie der Name schon sagt, die Seesterne aus nächster Nähe betrachten konnte.

Wenn man beobachten kann, wie die kleinen Babyschildkröten ins Meer aufbrechen, ist man stolz.

Durch die Touren habe ich sehr viel vom Land sehen können. Zudem habe ich kurze Zeit in einem Schildkrötenprojekt in Montezuma, das von meiner Organisation angeboten wurde, ausgeholfen. Die Arbeit war hart und die Unterkünfte sehr einfach, aber wenn man beobachten kann, wie die kleinen Babyschildkröten ins Meer aufbrechen, ist man stolz. Wie ich vorher schon erwähnt hatte, wollte ich während meines Auslandsaufenthaltes möglichst viel erleben, und deshalb habe ich mich direkt im Anschluss an das Schildkrötenprojekt für ein viertägiges Surfcamp in der Nähe von Montezuma angemeldet. Ich muss sagen, dass ich eine der Schlechtesten war, was das Erlernen betraf, aber es hat trotzdem so viel Spaß gemacht. Es hat mir nämlich schon ausgereicht, auf Knien zu surfen, um Spaß zu haben! Morgens hatten wir offiziellen Surfunterricht mit lizenzierten Surflehrern und nachmittags konnte man sich ein Brett nehmen, um seine Fähigkeiten zu vertiefen, wann immer man Lust hatte.

Ich ziehe bis heute so viele Vorteile aus dem halben Jahr in Costa Rica.

Nach Costa Rica werde ich mit hundertprozentiger Sicherheit zurückkehren: Ich habe schon konkrete Pläne, diese Weihnachtsferien meine Freunde zu besuchen. Das Thema Heimweh war kein großes Problem für mich, außer in den ersten Tagen. Am Abreisetag habe ich sehr viel geweint, weil ich zunächst nicht wusste, wann ich die Menschen wiedersehe, aber jetzt weiß ich es und freue mich schon riesig auf Dezember. Der einzige Nachteil meines Aufenthaltes war, dass ich sehr viel zugenommen habe, doch diese zehn Kilo bin ich mittlerweile auch wieder los. Manchmal isst man eben etwas zu viel Schokolade … Die 10. Klasse habe ich danach auch auf die Reihe bekommen, obwohl ich vorher nicht unbedingt die „Einser-Schülerin“ war. Doch dies war auch nie meine Priorität, da mir der Auslandsaufenthalt mehr wert war. Man kann trotzdem problemlos das Abitur schaffen, wenn man möchte. Ansonsten ziehe ich bis heute so viele Vorteile aus dem halben Jahr in Costa Rica: Seit ich zurückgekommen bin, habe ich mich intensiv mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung auseinandergesetzt, und außerdem habe ich Erinnerungen und Erlebnisse gesammelt, die mir keiner mehr nehmen kann! Jeder sollte die Möglichkeit haben, auch einmal länger ins Ausland gehen zu dürfen, dabei können beispielsweise Stipendien eine große finanzielle Entlastung sein.

Eilika van Lier, 18, konzentriert sich momentan auf ihr Abitur und spart Geld, um ihre Freunde in Costa Rica besuchen zu können. Nach ihrem Abschluss möchte sie zunächst den Korfutrail in Griechenland wandern, bevor sie studiert.

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Koala Bär
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