Reise zu den Pinguinen Kapstadts
Zunächst einmal vorweg: Kapstadt ist eine der faszinierendsten Städte der Welt und ich habe mit meinem Sprachaufenthalt in Kapstadt eine der besten Entscheidungen meines Lebens getroffen. Als es bei mir losging, war es in Deutschland kalt, der Winter brach gerade herein und ich wollte in ein Land reisen, in dem ich vorher noch nie war. In eines, in dem es warm sein sollte. Also entschied ich mich für Südafrika.
Ich stand vor der Entscheidung, ob es einfach nur ein Urlaub werden sollte oder ob ich mal etwas anderes erleben wollte. Mein Englisch war sicher nicht schlecht, aber es war auch nicht das beste, so meine eigene Einschätzung. So entschied ich mich kurzerhand für einen Sprachaufenthalt und fand über eine Organisation eine Sprachschule in Kapstadt. Die Schule bot mehrere verschiedene Sprach-Programme an und ich wählte für mich den halbtägigen Englischunterricht. Ich dachte mir, dass ich so noch genügend Zeit haben würde, um in den drei Wochen, in denen ich vor Ort sein würde, das Land kennenzulernen. Schneller, als ich gucken konnte, saß ich bereits im Flieger von Hamburg über London nach Kapstadt. Am Flughafen angekommen, wurde ich von einem Fahrer der Sprachschule abgeholt. Die Fahrt dauerte ungefähr 45 Minuten und meine ersten Eindrücke auf dem Weg zur Schule waren überwältigend. Die Sonne strahlte mit all ihrer Kraft und die Umgebung war schlicht und ergreifend faszinierend. Kilometerlange Townships und im Hintergrund Kapstadt-City. Kinder, die neben selbstgebauten Blechhütten Fußball spielten und die im Boden vergrabene Autoreifen als Fußballtore benutzten. Die Straßen waren voller Menschen.
Auf dem Weg zur Sprachschule erzählte mir der Fahrer, dass er am selben Tag noch eine Tour zum Kap der guten Hoffnung geplant habe. Er sagte, dass es sich um eine komplette Tagestour handele, die die schönsten Orte Kapstadts besuchen werde. Ich entschied mich Hals über Kopf, einfach direkt mitzufahren, obwohl ich gerade eine lange Anreise hinter mir hatte und ich aufgrund eines unentwegt schreienden Babys im Flugzeug keinen Schlaf bekommen hatte. Aber ich bemerkte gleich, dass meine Entscheidung die richtige gewesen war. Der Fahrer nahm eine wunderschöne Route und machte mehrere Stopps an lohnenswerten Aussichtspunkten. Mein Highlight waren die Pinguine, die am Strand leben und an diesem Tag die kühle Erfrischung des Meeres sichtlich genossen, während es draußen in der prallen Hitze gute 35°C warm war. Auf einer ruhigeren Straße, kurz vor dem eigentlichen Ausflugsziel, begegneten uns eine Menge freilaufender Affen und Strauße. Die Affen sind mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Man sollte ihnen nichts zu essen geben, wenn man nicht will, dass sie einem auf dem Auto herumspringen. Als wir das Kap erreicht hatten, erklommen wir die Klippen und erreichten so den geografisch südwestlichsten Punkt Afrikas. An dieser Stelle treffen sich auch Atlantik und indischer Ozean. Der Ausflug und die Aussicht vom Kap der guten Hoffnung waren so beeindruckend, dass sie mich die Müdigkeit und Reisestrapazen vollends vergessen ließen. Zugegebenermaßen war es so schön, dass ich eine Woche später gleich wieder mitfuhr, weil ich es unbedingt noch mal erleben wollte. Für mich bleibt diese Gegend eine der schönsten, die ich je gesehen habe.
Neben diesem wunderbaren Erlebnis war auch meine Ankunft in der Sprachschule eine sehr positive Erfahrung. In der Schule angekommen, wurde ich von der Schulleiterin persönlich begrüßt. Sie war sehr nett und versorgte mich direkt mit allen wichtigen Informationen. Die Sprachschule an sich ist eine Kombination aus Schule und Unterkunft. Man ist zwar nicht gezwungen, in ein Zimmer auf dem Campus zu ziehen, aber es besteht die Möglichkeit. Mit anderen Worten, man hätte sich auch irgendwo anders einmieten können, aber für mich erschien die Option, in der Schule unterzukommen, die unkomplizierteste zu sein. Ich teilte mir ein Zimmer mit einem anderen Deutschen und einem Brasilianer. Jedes der Zimmer verfügte über ein eigenes Badezimmer und wir hatten sogar einen großen Balkon mit direktem Blick auf die Berge Tafelberg und Löwenkopf. Zudem war es klasse, dass wir morgens Frühstück und zur Mittagspause Mittagessen bekamen, obgleich in unmittelbarer Nähe zur Sprachschule viele großartige Essensmöglichkeiten vorhanden waren. Aber der eigentliche Vorteil an einer solchen Sprachschule ist, dass man sehr schnell Menschen kennenlernt. In meiner kurzen Zeit in Kapstadt fand ich viele interessante neue Freunde. Meine Klassenkameraden waren alle großartig. Sie waren hauptsächlich zwischen 20 und 45 Jahre alt, manche vielleicht sogar noch etwas älter. Das machte allerdings gar nichts, denn wir wuchsen zu einer Gemeinschaft zusammen und unternahmen auch außerhalb des Unterrichts viel miteinander.
„Das ebnete den Weg hin zu einem völlig neuen Sprachverständnis“
Nun aber zu meinem ersten Schultag. Bevor der Sprachunterricht losging, stand zunächst einmal ein Einstufungstest an, bei dem das eigene Sprachlevel ermittelt wurde. Die Sprachschule hielt sich bei ihren Einstufungsklassen an die gängigen Referenzrahmen. Nachdem man das Testergebnis erhalten hatte, wurde man in eine Klasse eingeteilt. Ich kam zu einem großartigen Lehrer, der begriffen hatte, dass Grammatik das A und O einer Sprache ist. Er hatte die Begabung, geläufige Fehler in verschiedenen Sprachen zu erklären, und war dabei auch noch äußerst unterhaltsam. So gelang es ihm, die grammatikalischen Fehler zu beseitigen, die meine Lehrer damals in der Schule völlig ignoriert hatten. Das wiederum ebnete den Weg hin zu einem neuen Sprachverständnis. Ich lernte die Sprache richtig einzusetzen, meine typischen Fehler konnte ich schnell ausmerzen und dadurch bekam ich ein ganz neues Sprachgefühl. Die Klassen waren sehr klein, worauf die Schule auch viel Wert legte. Da es sich um Sprachintensivkurse handelte, wurde jeder Einzelne stark gefordert und gefördert. Das Konzept gefiel mir sehr gut. Nach einer Woche wechselte ich bereits in den nächsthöheren Kurs und konnte Gelerntes hier auf einer vorwiegend inhaltlichen Ebene anwenden.
„Manchmal sprangen wir aber auch einfach nur in den Pool, um uns abzukühlen“
Ich fand mich bereits schnell auf dem ziemlich rustikalen, aber dennoch schönen Gelände der Sprachschule zurecht. Es gab einen Innenhof, in dem sich bei bestem Wetter immer sämtliche Schüler in den Pausen oder nach der Schule einfanden. Hier versammelten wir uns auch, um die weitere Tages- oder auch Abendplanung durchzugehen. Manchmal sprangen wir aber auch einfach nur in den Pool, um uns eine Abkühlung zu holen, oder saßen abends bei Wein und Bier zusammen und erzählten uns Geschichten. Einmal die Woche wurde ein Grillabend veranstaltet. Jeder besorgte sich vorher selbst beim Supermarkt sein Fleisch. Den Rest übernahmen die Grillmeister der Schule, die echte Profis waren. Mir schmeckte das Straußenfilet, eine südafrikanische Delikatesse, besonders gut und ich kann es nur weiterempfehlen. Neben dem geselligen Innenhof verfügte die Sprachschule auch über ihre eigene Bar. Der Barkeeper wurde schnell zu einem Freund. Er war selbst Südafrikaner und hatte es nie geschafft, die Robben Island zu besuchen. Die Robben Island ist die Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela jahrzehntelang in einer kleinen Zelle gefangen gehalten wurde. Also planten wir gemeinsam eine Tour dorthin und schauten uns die Insel an. Die Überfahrt mit dem Katamaran wurde für viele Passagiere zur starken Magenbewährungsprobe. Die Fahrt war sehr turbulent, das Boot sprang von Welle zu Welle und die Spuren an den Sitzen des Schiffes ließen erahnen, dass hier viele Leute nicht mehr die Tüte getroffen hatten.
„Ich habe die Südafrikaner als ein sehr nettes und offenherziges Volk kennengelernt“
Die Lage des Sprachschulgeländes war extrem gut und alle Clubs und Bars sowie das Zentrum der Stadt waren schnell zu erreichen. Das typische Fortbewegungsmittel in Kapstadt sind Minibusse. Es gibt meistens einen Fahrer, einen Beifahrer, der für das Geld zuständig ist, und einen „Marktschreier“, der an der Tür des Minibusses steht und versucht, Fahrgäste an Land zu ziehen. Solch eine Fahrt kostet umgerechnet 50 Cent. Üblicherweise bewegt man sich mit diesen Minibussen immer auf einer Strecke. Das heißt, sitzt man einmal drin und zahlt 50 Cent, kann man so lange sitzen bleiben, bis man an der Zielstraße angekommen ist. Entweder läuft man dann ab dort weiter oder steigt in einen weiteren Minibus und zahlt wieder 50 Cent. Am Anfang wirkte dieses System recht hektisch auf mich, aber es läuft sehr gut und ist ziemlich sicher, vor allem, wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist. Was die Sicherheit angeht, sollte generell in Kapstadt immer Vorsicht geboten sein. Am besten trägt man, wenn man unterwegs ist, keine teuren Sachen, wie zum Beispiel Kameras oder Schmuck oder eben auch zu viel Bargeld, mit sich. Zudem ist generell Vorsicht an Bankautomaten geboten. Wer Geld abhebt, sollte das am besten an Orten machen, die wirklich sicher scheinen, und auch hierbei sollte man wieder nicht allein sein. Bevor man nach Kapstadt fährt, raten einem eine ganze Menge Menschen, dass man gut auf sich aufpassen sollte, denn Kapstadt ist auch verrufen als kriminelle Stadt. Das Bild hat sich in den letzten Jahren jedoch eindeutig geändert. Wenn man die oben beschriebenen Tipps beherzigt, sollte eigentlich nichts schiefgehen. Ich habe die Südafrikaner als ein sehr nettes und offenherziges Volk kennengelernt. Das Land an sich ist unvergleichlich und es gibt unglaublich viele Orte, die es zu besuchen gilt. Ob eine Wanderung auf den Löwenkopf, den Tafelberg – einen der sieben neuen Naturwunder weltweit –, eine Safari, Tauchen mit Haien oder Paragliding über Kapstadt, in dieser Stadt ist für jeden etwas dabei und vor allem ist hier alles möglich.
Ruben Albus, 27, studiert derzeit internationales Politikmanagement in Bremen, hat ein Auslandssemester in China verbracht und wird voraussichtlich seinen Master im Ausland absolvieren.
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