Wegweiser durch den Dschungel der Möglichkeiten
Rund 1.000 bis 2.000 Vokabeln braucht es für einen Grundwortschatz, um den Großteil eines beliebigen Textes in einer Sprache zu verstehen und sich im Alltag verständlich machen zu können. Fortgeschrittene verwenden aktiv rund 6.000 Wörter einer Fremdsprache. Der Weg dorthin ist arbeitsreich: Lehrbücher wälzen, Vokabeln pauken und Grammatikregeln verinnerlichen. Doch der Aufwand lohnt sich und Erfolgserlebnisse motivieren ungemein. Dazu kann Sprachenlernen auch fernab des Klassenzimmers oder des heimischen Schreibtisches stattfinden: dort, wo die Sprache gelebt wird.
Es gibt eine Reihe von Programmen, die das Sprachenlernen im Ausland mit intensiven Erlebnissen, kulturellen Begegnungen und Freizeitaktivitäten verbinden. Bei der Auswahl des individuell passenden Programms stellt sich zunächst die Frage nach dem Ziel des Aufenthalts. Steht der Spracherwerb an erster Stelle? Oder sollen das Erleben einer Kultur und die Anwendung der Alltagssprache im Vordergrund stehen? Möchte ich allein reisen oder den Aufenthalt als Teil einer Gruppe erleben? Möchte ich eine neue Fremdsprache erlernen oder meine vorhandenen Kenntnisse in einer Sprache anwenden und erweitern? Benötige ich ein Sprachzertifikat? Soll der Aufenthalt gezielt auf das Abitur, die Ausbildung, das Studium, einen Sprachtest oder einen längeren Auslandsaufenthalt vorbereiten? Oder möchte ich einfach mal die Gelegenheit haben, die Fremdsprache im Alltag praktisch anzuwenden und das Leben der Menschen im Gastland kennenzulernen?
Der Klassiker: Sprachreisen ins Ausland
Mit Sprachreisen lassen sich strukturierte Lerneinheiten mit einer Auslandsreise und verschiedenen Aktivitäten verbinden. Idealerweise von qualifizierten, erfahrenen und muttersprachlichen Fremdsprachenlehrern unterrichtet, lassen sich in einem Sprachkurs gezielt Kenntnisse ausbauen und vertiefen. Wer mit der Sprachreisehöhere Lernziele verfolgt, kann zum Beispiel Intensivkurse wählen oder Einzelstunden mit Gruppenunterricht kombinieren. Bei klassischen Sprachreisen werden Lernklassen unterschiedlicher Levels gebildet. In der Gruppe können sich Schüler oft leichter für das Lernen motivieren.
Ein „Nationalitätenmix“ in der Gruppe fördert die Kommunikation in der Fremdsprache über den Unterricht hinaus und verleiht dem Aufenthalt internationales Flair. Ein abwechslungsreiches Programm, Ausflüge und gemeinsame Aktivitäten sorgen für Urlaubsatmosphäre. Außerhalb des Unterrichts können Sprachschüler in typischen Alltagssituationen das Gelernte im „echten Leben“ anwenden, beispielsweise beim Shopping oder im Restaurant. Wer intensiveren Kontakt zu Kultur und Alltag des Reiselandes sucht, wird dies möglicherweise bei einem Gastfamilienaufenthalt finden.
Sprachreisen können…
• gezielt helfen, Noten zu verbessern, auf das Abitur, die Ausbildung oder das Studium vorzubereiten.
• mit Zertifikaten abgeschlossen werden.
• fundierte Grammatikkenntnisse vermitteln.
• eine Vielfalt an Gruppenerlebnissen und Ausflügen beinhalten.
und erfordern…
• Motivation für Sprachunterricht und Hausaufgaben.
• Disziplin, sich im Ausland nicht in der eigenen Muttersprache zu verständigen.
Homestay: Familienanschluss im Ausland
Was beim ersten Hören nach „zu Hause bleiben“ klingt, ist ein Kurzaufenthalt bei einer Gastfamilie. Ein Homestay-Programm bietet die Möglichkeit, das Leben einer Familie im Ausland mitzuerleben und die eigenen Sprachkenntnisse rund um die Uhr anzuwenden. Die Hürde, die ersten Worte in der Fremdsprache zu sprechen, ist dabei meist schnell genommen. In Kurzaufenthalten von zwei bis sechs Wochen erleben Homestay-Teilnehmer das „Abenteuer Alltag“ fernab der Schulbank. Der normale Tagesablauf der Familie ist dabei Programm. So können Highlights eines Tages ein Ausflug ins Shoppingcenter, der Spaziergang mit dem Hund, der Einkauf im Supermarkt, gemeinsames Kochen oder ein Filmabend mit der Gastfamilie sein. Anders als bei klassischen Sprachreisen in Gruppen reisen Homestay- Teilnehmer individuell. Auf diese Weise kommen sie kaum mit deutschen Muttersprachlern in Kontakt.
Ein Homestay ermöglicht das Eintauchen in die Sprache ohne Unterricht und kann Selbstvertrauen in die eigenen Sprachkenntnisse geben, insbesondere wenn die alltägliche Verständigung trotz anfänglicher Befürchtungen gut gelingt. In typischen Alltagssituationen werden Feinheiten einer Sprache deutlich und neue Wendungen quasi „nebenbei“ gelernt. Werden bei Gastfamilienaufenthalten Freundschaften zu Familienmitgliedern geknüpft und der Kontakt über den Aufenthalt hinaus gepflegt, kann dies eine große Motivation zum Weiterlernen der Sprache sein.
Ebenso wie Schülersprachreisen richtet sich eine Vielzahl der angebotenen Homestay-Programme oder Familienaufenthalte an Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, vereinzelt auch an jüngere Schülerinnen und Schüler. Gastfamilien können sowohl klassische Familien mit Kindern als auch junge Paare ohne eigene Kinder sein, Alleinerziehende, ältere Ehepaare, deren Kinder bereits außer Haus leben oder Rentner, die sich interkulturellen Austausch in die eigenen vier Wände holen möchten. Beliebte Zielländer sind dabei die USA, Großbritannien und Frankreich. Aber auch in anderen Ländern wie Chile oder Indien öffnen Familien ihre Türen für einen Feriengast aus dem Ausland. Übrigens können auch Erwachsene mit einem Homestay bzw. Gastfamilienaufenthalt die regionale Kultur eines Landes hautnah erleben und intensive Kontakte zu Einheimischen aufbauen.
Klassische Homestays sind eine Möglichkeit,…
• Einblicke in das Leben einer Familie im Ausland zu erhalten, die „normalen“ Reisenden verborgen bleiben.
• Sprachkenntnisse im Alltag und rund um die Uhr anzuwenden.
• kulturellen Austausch zu erleben.
Ein Aufenthalt in einer Gastfamilie ist das Richtige für diejenigen, die…
• Familienanschluss suchen.
• sich zutrauen, ohne Gruppe zu verreisen.
• offen und anpassungsfähig sind.
Der Mix macht’s: Zahlreiche Variationen
Wer auf der Suche nach anderen Kurzprogrammen mit Familienanschluss ist, um (unter anderem) die eigenen Sprachkenntnisse aufzubessern, wird schnell fündig. So ist für Jugendliche beispielsweise auch ein Schulbesuch für zwei bis acht Wochen mit Gastfamilienaufenthalt möglich. Wer sich noch unsicher ist, eine längere Zeit im Ausland zu verbringen, kann auf diesem Weg während der Ferien das Leben als Gastschüler für sich testen. Auch Sprachunterricht und Praktika lassen sich unabhängig vom Alter mit einem Gastfamilienaufenthalt verbinden. Oftmals dient die Familie dabei allerdings – je nach Programm – in erster Linie als Unterkunft. Für Schülerinnen und Schüler, die Gruppenerlebnisse mit Gleichaltrigen suchen und während des Sprachurlaubs ihrer Lieblingssportart nachgehen oder eine ganz neue Aktivität für sich entdecken möchten, gibt es spezielle Sprachcamps mit entsprechenden Schwerpunkten. Darüber hinaus können Sprachkurse nach der Schulzeit mit vielen anderen Auslandsprogrammen kombiniert werden, zum Beispiel it einer Tätigkeit als Au-Pair oder als Vorbereitung für ein Auslandspraktikum oder einen Work & Travel-Aufenthalt.
Praxistest für die eigenen Sprachkenntnisse
Ob Sprachreise, Homestay oder ein kombiniertes Programm, ob während oder nach der Schulzeit – Auslandsaufenthalte und die Verständigung mit Muttersprachlern sind ideale Gelegenheiten, die eigenen Sprachkenntnisse einem Praxistest zu unterziehen. Dabei lassen sich nicht nur Sprachkenntnisse erweitern und Hemmschwellen abbauen, sondern auch der Spaß am Sprachenlernen steigern. Im Ausland lernt sich eine Fremdsprache meist intensiv und nachhaltig. Die Teilnehmer tauchen in die neue Sprachwelt ein und bekommen ein Gefühl für die Finessen einer Sprache: die Melodie, Aussprache und Redewendungen. Familienmitglied auf Zeit bei einer Gastfamilie im Ausland zu werden, bietet dazu die Möglichkeit, neben der Sprache auch das Leben und den Alltag des Reiselandes hautnah kennenzulernen. So können nicht nur sprachliche, sondern oft auch kulturelle Barrieren überwunden werden.
3 Tipps zum Sprachenlernen
Vokabeln in Sätzen lernen: Statt Vokabeln einzeln zu pauken, lässt sich ein neues Wort besser einprägen, wenn es in einem Satz gelernt wird. Sätze stellen Zusammenhänge und Verknüpfungen zu bereits vorhandenem Wissen her, an die man sich meist besser erinnert.
Den eigenen Lerntyp kennen: Jeder Mensch hat beim Lernen individuelle Gewohnheiten, Vorlieben und Stärken – das gilt auch für Sprachen. Manche lernen Fremdsprachen besonders gut mit Bildern, anderen hilft das Aufschreiben, für manche führt kein Weg am Ohr vorbei und vielen hilft das Anwenden der Sprache durch das Sprechen. Das Lernen wird oft effektiver, wenn verschiedene Sinne involviert sind.
Am Ball bleiben: Ob (Kinder-)Bücher lesen, E-Mails an Freunde schreiben, Filme ansehen oder (Selbst-)Gespräche führen – jede Art, sich mit der Fremdsprache zu beschäftigen, ist gut. Macht das Lernen Spaß, bleibt der Stoff besser im Gedächtnis.
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