Abiturvorbereitung auf Malta
Sprachen waren schon immer mein Steckenpferd. Ich hatte zwar kein Englisch oder Französisch im Abitur gewählt. Jedoch wurde mein mündliches Fach Erdkunde nur bilingual, also auf Englisch, angeboten.
Daher entschied ich mich, im Sommer vor meinem Abitur an einem zweiwöchigen Englischkurs zur Abiturvorbereitung teilzunehmen. Ich überlegte lange, wohin meine Reise gehen sollte, denn schließlich wollte ich nicht nur etwas für meine Sprachkenntnisse tun, sondern auch ein neues, mir unbekanntes Land entdecken. Meine Wahl fiel auf die Insel Malta, da mir diese als landschaftlich reizvoll erschien und ich dort den von mir gewählten Kurs in dem von mir gewünschten Zeitraum absolvieren konnte. Es gab die Möglichkeit, in einer Gastfamilie zu wohnen oder direkt in der Anlage der Sprachschule. Ich bevorzugte die Variante Gastfamilie, da ich gern die maltesische Lebenskultur kennenlernen wollte.
Mein Flug ging von Düsseldorf direkt nach Malta und am Flughafen wurden alle neuen Sprachschüler mit einem Bus der Organisation abgeholt. Die Fahrt dauerte etwa 15 Minuten und in der Sprachschule angekommen, wurden die Gastfamilien informiert, damit diese ihre Gäste abholen konnten. Mich empfing eine ältere Dame, die sich als Oma meiner Familie vorstellte. Ihr Haus war nicht weit entfernt und dort lernte ich meine Familie kennen und bekam mein bzw. unser Zimmer gezeigt. Es stellte sich heraus, dass die Familie den ganzen Sommer über Sprachschüler aufnahm und daher eine komplette Etage mit insgesamt sechs Schlafplätzen und einem Badezimmer nur für uns Gäste hatte. In der Zeit, in der ich dort lebte, teilte ich das Zimmer mit einem netten Mädchen aus Prag und zwei weitere Schülerinnen aus Wien wohnten im Nachbarzimmer. Das Haus war für maltesische Verhältnisse wohl ordentlich, aber jeder, der in einem fremden Land bei einer Gastfamilie wohnt, sollte sich bewusst sein, dass die Unterkünfte oft nicht den deutschen Standards entsprechen. Ich hatte mein Bett und wurde bekocht, aber da so viele Schüler bei der Familie unterkamen, fühlte ich mich eher wie ein Gast in einer Pension als wie ein Familienmitglied. Unsere Gastmutter, die uns versorgte, war wirklich sehr nett. Kontakt zu den restlichen Familienmitgliedern hatten wir jedoch nicht. Anfangs war ich sehr traurig, weil mir meine richtige Familie fehlte und ich mir das alles etwas anders vorgestellt hatte. Ich versuchte aber, mich aufzuraffen und es einfach so zu nehmen, wie es war. Das hat dann auch wirklich gut geklappt und ich hatte meine anfänglichen Bedenken schnell überwunden.
Der Tag nach meiner Ankunft war sogleich mein erster Schultag. Alle Neuen wurden in einem großen Saal der Sprachschule versammelt und es wurde ein Sprachtest durchgeführt. Dieser diente dazu, uns in verschiedene Gruppen einzuteilen. Ich war sehr aufgeregt, weil ich noch niemanden so richtig kannte und alle wild durcheinander redeten. Der Test an sich dauerte circa eine Stunde und beinhaltete sehr unterschiedliche Aufgaben. Es gab Übersetzungen, Grammatik- und Wortschatzübungen. Als wir fertig waren, dauerte es noch einmal eine Stunde, bis die Ergebnisse feststanden und Listen ausgehängt wurden, auf denen wir ablesen konnten, in welcher Klasse wir waren. Meine Gruppe bestand aus zehn Sprachschülern aus verschiedenen Ländern wie Spanien, Frankreich und Deutschland. Wir trafen uns in einem kleinen Klassenzimmer und lernten dort unsere Lehrerin kennen, die uns die kommenden zwei Wochen unterrichten würde. Sie war sehr nett und da sie Muttersprachlerin und auch noch auf Malta geboren war, konnte sie uns viele interessante Dinge über die Insel und ihre Bewohner erzählen. Zunächst machten wir eine Vorstellungsrunde, in der jeder kurz etwas über seine Hobbys, Familie und Motivation zu diesem Sprachurlaub erzählen sollte. Natürlich wurde während der Unterrichtszeiten nur Englisch gesprochen, da es die Hauptintention war, Sprachpraxis zu erlangen. Alle waren sehr aufgeschlossen und motiviert, da jeder ja freiwillig beschlossen hatte, seine Sommerferien mit Lernen zu verbringen.
„Jeder konnte von dem Wissen und den Ideen der anderen lernen“
Der Unterricht in diesem sogenannten Grundkurs ging bis mittags und zwischendurch gab es Frühstückspausen. Am ersten Tag des Kurses beschäftigten wir uns mit der Geschichte der Insel Malta und den dazugehörigen Vokabeln. Ab Mittag trennten sich die Lerngruppen. Für einige Sprachschüler war der Lerntag bereits vorbei und sie konnten am Pool entspannen oder zum Meer gehen. Für mich ging es nach einer Pause, in der ich mein Lunchpaket verzehrte, mit dem speziellen Abiturvorbereitungskurs weiter. Dieser Kurs wurde im Unterschied zu den anderen Kursen von einer deutschen Lehrerin unterrichtet, um uns gezielt auf die deutschen Abiturbedingungen vorzubereiten. Ab jetzt wurden also 15 zukünftige Abiturienten jeden Nachmittag eineinhalb Stunden zusätzlich gecoacht. Hauptsächlich beschäftigten wir uns mit dem Lesen englischer Texte. Von Dramenszenen über Gedichte bis hin zu Gruselgeschichten war alles dabei. Ziel war es, sich intensiv mit der englischen Sprache auseinanderzusetzen, komplexe Sachverhalte auf Englisch erschließen zu lernen und Texte analysieren zu üben. Teilweise arbeiteten wir in Gruppen, aber auch alleine. So erhielt jeder die Möglichkeit, vor der Gruppe etwas auf Englisch vorzutragen. Jeder konnte von dem Wissen und den Ideen der anderen lernen und es wurde nie langweilig. Was mir in diesem Kurs ein bisschen fehlte, war das Wiederholen von Grammatik. Da ich schon immer besser sprechen als schreiben konnte, hätte ich mir in diesem Gebiet noch mehr Auffrischung gewünscht.
„An jedem Abend wurde ein Programm angeboten, an dem man teilnehmen konnte“
Am Nachmittag trafen wir uns dann in der Gruppe vom Vormittag wieder und wurden von einem Betreuer begleitet. Dieser sollte uns bei allen Fragen und Problemen unterstützen. Als erste Aktivität besichtigten alle neu Angereisten gemeinsam die Stadt, in der die Sprachschule lag. An diesem ersten Nachmittag lernte ich viele neue Leute kennen und es zeichnete sich ab, dass es eine tolle gemeinsame Zeit werden würde. An jedem Abend wurde ein Programm angeboten, an dem man teilnehmen konnte, wenn man wollte. Es gab zum Beispiel ein Comedy-Angebot, einen DVD-Abend oder einen Ausflug zu einer Bootsparty. In meinem Sprachreise-Paket enthalten waren auch zwei Tagesausflüge. So machten wir an einem Tag eine Inselrundfahrt, bei der wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Hauptstadt Valletta, die Häfen, in denen die kleinen bunten Boote liegen, und wunderschöne Kirchen besichtigten. Ein weiterer Ausflug führte uns auf die Nachbarinsel Gozo, wo wir uns das Azur Window, ein „Fenster“ aus Felsen, ansahen. Im Alleingang besuchte ich mit zwei Freundinnen die alte Hauptstadt Medina, die meiner Meinung nach schönste Stadt der Insel.
„Leider kam der Abschied viel zu schnell“
Im weiteren Verlauf des Aufenthaltes nahmen wir im vormittags stattfindenden Grundkurs verschiedene Themenfelder durch. Wir übten das Verhalten am Telefon und lernten, wie man am besten improvisiert, wenn einem nicht gleich das einfällt, was man eigentlich ausdrücken möchte. Ab und zu arbeitete unsere Lehrerin mit kurzen Film- und Radioausschnitten und förderte so auch unser Hörverständnis. In unserer Klasse hatten wir sehr viel Spaß. Es ist einfach toll, wenn man mit Leuten, die das gleiche Interesse haben, die Möglichkeit hat, so eine Erfahrung zu machen. Jedem, der auch nur ein bisschen kontaktfreudig ist, kann ich eine solche Sprachreise nur empfehlen. Leider kam der Abschied viel zu schnell und es ging zurück nach Deutschland, wo ich noch des Öfteren von der Reise erzählte. Jede solcher Auslandsreisen ist ein kleines Abenteuer und ein großes Erlebnis. Auf jeden Fall habe ich von der Zeit auf Malta in Bezug auf meine Sprachkenntnisse profitiert. In meiner mündlichen Abiturprüfung fühlte ich mich ein ganzes Stück sicherer. Der Aufenthalt hat mir aber auch gezeigt, dass die Mentalität der Gastfamilien sehr unterschiedlich sein kann. Wenn man eine Sprachreise in eine Region macht, in der viele solcher Reisen angeboten werden, sollte man sich vorab darüber im Klaren sein, dass man ein Sprachschüler von vielen ist und das Familienleben, was man sich eigentlich bei der Unterbringung in einer Gastfamilie vorstellt, etwas in den Hintergrund rücken kann. Dafür wird eben das Augenmerk auf die Sprache gelegt und man kann davon ausgehen, dass die Organisation des Aufenthalts in der Regel sehr koordiniert abläuft. Also, auf ins Abenteuer!
Laura Buschhaus, 24, studiert den Bachelor-Studiengang Medienwirtschaft in Stuttgart. Während ihres Studiums hat sie ein Auslandssemester in Südfrankreich verbracht.
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